Rückblick: Schatten der Toten. Buchvorstellung mit Krimi-Bestseller-Autorin Elisabeth Herrmann

Der Krimi(nalroman) hat in Deutschland eine ungleich größere Tradition als der Spionageroman. Die Briten haben James Bond und den Spion der aus der Kälte kam, Deutschland hat den Tatort. Das anrüchige Metier der Spionage war lange Zeit verpönt und zur Abendunterhaltung ungeeignet.

Spionagekrimi im Deutschen Spionagemuseum

Die ehemalige Journalistin und Krimi-Bestseller-Autorin Elisabeth Herrmann hat nun ihren neuesten Roman vorgelegt, der beide Traditionen und Genres verbinden soll: „Schatten der Toten“. Das Buch ist der dritte und letzte Teil von Herrmanns Krimi-Reihe über die Tatortreinigerin Judith Kepler. Deren Abenteuer sind, wie alle Herrmann-Romane und Drehbücher, absolute Bestseller, als Buch und Film. Diesen fulminanten Abschluss der Kepler-Trilogie stellte Elisabeth Herrmann am 8. Oktober 2019 im Deutschen Spionagemuseum vor.

Das kam nicht von ungefähr, denn auch der Roman spielt zu Teilen im Deutschen Spionagemuseum. Just in dem Veranstaltungssaal, in dem Herrmann an diesem Abend ihre Protagonistin Kraft ihrer Stimme zum Leben erweckte, spielt eine Eröffnungsszene des Romans. Auch Judith Kepler besucht dort in „Schatten der Toten“ eine der mittlerweile stadtbekannten Abendveranstaltungen des Deutschen Spionagemuseums. Ein alter Bekannter aus Judiths Vergangenheit stellt sein Buch über Geheimoperationen zwischen Ost und West während des Kalten Krieges vor. Für Judith Kepler, die Tatortreinigerin aus Berlin, wird es jedoch zu einer Reise in die dunklen Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit. Dabei gerät sie tief in einen Sumpf aus alten und neuen Agentengeschichten, auf der Suche nach ihrem Vater, dem Verbrecher Bastide Larcan.

Recherchen in und um Berlin

Wie auch in den früheren Herrmann-Krimis führt Judith Keplers Weg in verschiedene Milieus und Städte. In Berlin ist das nicht nur das Deutsche Spionagemuseum, sondern auch der Verfassungsschutz Berlin. Gleich mehrere Szenen und eine weitere weibliche Hauptfigur – die Verfassungsschutzmitarbeiterin „Isa“ – spielen eine wichtige Rolle.

Auch hier recherchierte Herrmann direkt vor Ort, im Dienstsitz an der Klosterstraße Berlin, wo sie unter anderem den ehemaligen Leiter des Berliner Verfassungsschutzes Bernd Palenda traf. Das mit dessen fiktiver Mitarbeiterin „Isa“ der Roman eine zweite weibliche Hauptfigur hat, bezeichnete Herrmann bei ihrer Lesung als emanzipatorischen Akt und „feministisches Manifest“ für den Krimi-Roman im 21. Jahrhundert.

Neben Berlin ist die ukrainische Hafenstadt Odessa einer der Hauptschauplätze des Romans. Auf dem dortigen „7 Kilometer-Markt“ besorgt sich Judith Kepler schon einmal eine geladene Waffe vor dem Treffen mit ihrem Vater. Was dann passiert, halten wir – aus Spoiler-Gründen – streng geheim! Ausführlich jedoch sprach Herrmann über die Recherchereisen an die ukrainische Schwarzmeerküste und die inspirierende Atmosphäre der Stadt.

Mit „Schatten der Toten“ ist Elisabeth Herrmann nicht nur ein Beitrag zur ansonsten mauen Landschaft deutscher Spionageromane gelungen, sondern auch eine unterhaltsame und anspruchsvolle Lesung. Das Deutsche Spionagemuseum freut sich, nicht nur stummer Schauplatz des Romans, sondern auch lautstarker Veranstaltungsort der Lesung gewesen zu sein.


Bei der nächsten Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum am 5. November 2019 stellt Thedy Van Goy seinen Roman „Die Wende“ vor, einen fulminanten Agenten-Thriller.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 17.10.2019