Maritime Aufklärungs-Aufrüstung: Was sind SIGINT-Schiffe?

Jüngst liefen in Polen die ersten SIGINT-Aufklärungsschiffe vom Stapel und auch für die deutsche Marine laufen Großaufträge für derartige maritime Spionagemittel. Was ist über die Hightech-Boote bekannt?

Ehrung an polnische Codeknacker

Der Stapellauf der Schiffes ORP Jerzy Różycki fand am 1 Juli 2025 in Danzig statt. Die Namensgebung erfolgte in Ehrerbietung an Jerzy Różycki, einen der polnischen Codeknacker, denen es gelang, in den 1930er-Jahren eine frühe Version der deutschen Chiffriermaschine Enigma zu knacken.

Es handelt sich um eines von zwei Schiffen, die beim schwedischen Rüstungskonzern Saab bestellt wurden. Auch das zweite Schiff wird den Namen eines polnischen Codeknackers tragen: Henryk Zygalski. Es soll bis Juni 2027 fertiggestellt sein. Im vergangenen Jahr unterzeichneten Polen und Schweden eine strategische Partnerschaft zur Stärkung der Zusammenarbeit, unter anderem bei der Verteidigung.

Das neue SIGINT-Aufklärungsschiff für die polnische Marine [Saab]

Aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine hat sich die Ostsee zu einer Zone strategischer Spannungen entwickelt. Die SIGINT-Schiffe sollen die Aufklärungsfähigkeiten der Marine stärken und unter anderem elektronische Signale anderer Schiffe abfangen und analysieren.

Neue Flottendienstbooten für die deutsche Marine

Auch die deutsche Marine rüstet aufklärungstechnisch auf. 2024 begann die Produktion für drei neue Aufklärungsschiffe beim Schiffbauer NVL in Bremen, bis 2029 sollen alle Schiffe geliefert werden. Es handelt sich dabei um Flottendienstboote Klasse 424. Die Schiffe sollen die bisherigen Aufklärungsschiffe der Oste-Klasse (auch Klasse 423 genannt) ersetzen, die bereits seit 1989 im Dienst sind.

Flottendienstboote (Kurz: FD-Boote) bezeichnen bei der Marine mit Spezialtechnik ausgestattete Aufklärungsschiffe zur strategischen Informationsgewinnung. Technische Details zur Spionagetechnik der ungefähr 130 Meter langen Spezialschiffe sind geheim. Bekannt ist, dass sie über elektromagnetische, hydroakustische und elektro-optische Geräte zur Informationsgewinnung verfügen. Als Bewaffnung führen sie Maschinenkanonen im Kaliber 30 x 173 mm mit.

Grafik der neuen FD-Boote für die deutsche Marine [NVL]

Ihr Arbeitsgebiet liegt vor allem im Bereich der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung, der SIGINT (Signal Intelligence). Darunter fallen zum Beispiel OPTRINT (Optronic Intelligence), also Laser- und Nachtsichtgeräte, Akustische Aufklärung (ACINT) mit Sonargeräten, Radaraufklärung (RADINT) und Visuelle Aufklärung (VISINT).

Als Besatzung fungieren auf den derzeitigen Schiffen der Oste-Klasse neben 48 Marine-Soldaten auch 39 Cybersoldaten. Diese stammen aus dem Bundeswehr-Organisationsbereich Cyber- und Informationsraum (CIR). Der CIR wurde als Reaktion auf die Herausforderungen der Digitalisierung 2017 gegründet. Seit Mai 2024 neben Heer, Luftwaffe und Marine die vierte Teilstreitkraft der Bundeswehr.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 04.07.2025