Rückblick: Die Spioninnen – Im Dienst der DDR

Eine neue ARD-Dokumentation beleuchtet ein wenig beachtetes Thema der Spionagegeschichte des Kalten Kriegs: Den Einsatz von DDR-Agentinnen im Ausland. Eine öffentliche Premiere der TV-Spionage-Dokumentation fand natürlich in Berlin statt, der Hauptstadt der Spione.

Doku-Macher mitsamt Spionin im Spionagemuseum

Am 17. Januar 2023 erhielt das Publikum im Veranstaltungsraum des Deutschen Spionagemuseums großformatige Einblicke in die neuste ARD-Produktion „Die Spioninnen – Im Dienst der DDR“. Außerdem standen einige Macher und Protagonisten der Serie vor Ort Rede und Antwort. Auf dem Podium saßen Lena Breuer und Marius Möller, beide zuständig für Buch und Regie, sowie Mathias Werth aus der Redaktion des WDR.

Lena Breuer, Lilli Pötrich, Helmut Müller-Enbergs, Mathias Werth und Marius Möller (v.l.n.r.)

Besonders gefragt war Lilli Pöttrich, ehemalige DDR-Spionin und Protagonistin der Dokumentationsreihe. Sie ergänzte die Berichte der Doku-Macher über das Entstehen der Produktion mit Einblicken in ihren Spionagealltag. Souverän und amüsant durch den Abend führte der Historiker Helmut Müller-Enbergs.

Immer wieder seien sie während ihrer Recherchen zu verschiedensten politischen und gesellschaftlichen Themen mit dem Thema Spionage im Kalten Krieg in Verbindung gekommen, wie Breuer und Möller erläuterten. Irgendwann sei ihnen aufgefallen, dass das weibliche Personal der Geheimdienste in der Berichterstattung gegenüber ihren männlichen Kollegen oftmals zurückstehen musste. Als sie begannen, tiefer in das Thema einzutauchen, wurde beiden schnell klar: Stoff für gleich mehrere spannende Dokumentationen gab es genug.

Vielseitige Biografien unterschiedlicher DDR-Spioninnen

Jede der etwa 30-minütigen Folgen der Spionage-Dokumentation setzt sich mit einer anderen Agentinnen-Biografie auseinander. Besonders wertvoll sind die exklusiven Interviews, welche die Macher mit den noch lebenden Agentinnen führten. Ergänzt werden die Aussagen der Zeitzeuginnen durch Interviews mit Experten und zeitgenössischem Filmmaterial.

Titelbild “Die Spioninnen – Im Dienst der DDR [ARD/WDR]

Die verschiedenen Agentinnen-Biografien machen deutlich, dass es eine „klassische“ Spionagekarriere nicht gab. Gerade das macht jede Folge zu einer Neuentdeckung. Als gemeinsamer Nenner der unterschiedlichen Biografien dient in erster Linie der Arbeitgeber: die Hauptverwaltung A des Ministeriums für Staatssicherheit. Die HV A war zuständig für die Auslandsspionage der DDR mit dem hauptsächlichen Operationsgebiet in der Bundesrepublik Deutschland.

Die vorgestellten Agentinnen sind Christel Guillaume, die zusammen mit ihrem Mann Günter Guillaume spionierte, Johanna Olbrich, Gerda Schröter, Gabriele Gast, Lilli Pöttrich und Gabriele Kliem. Das Spektrum ist also vielschichtig und reicht von einer Doppelagentin über eine Chiffrier-Spezialistin bis hin zu einem Romeo-Opfer. Der rote Faden – Kalter Krieg und HV A – bleibt stets erhalten, aber die Vielfalt der gezeigten Spionageaktivitäten lässt keine Langeweile aufkommen.

Wer jetzt Lust bekommen hat: Alle Folgen der Produktion „Die Spioninnen – Im Dienst der DDR“ lassen sich in der ARD-Mediathek abrufen.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 01.02.2023