Beobachtungskomplex

Hilfsmittel für Romeo-Methode und Honigfalle

liebe1Mit einer Kombination aus langgezogenem Objektiv und Binokular versuchte die Stasi in den 1980er-Jahren, unbemerkt Vorgänge in geschlossenen Räumen zu dokumentieren. Vorteil der Methode war, dass sich Kamera und Spion nicht im selben Zimmer, sondern in einem Nebenraum befanden. So ließen sich neben Wohnungen auch Hotels unauffällig auskundschaften.

Observation durch die Wand

Das Nadelöhrobjektiv JO-1 der Firma Carl Zeiss aus Jena wurde dabei in der Wand verbaut und nur die wenige Millimeter breite Spitze schaute auf der anderen Seite heraus. Als Tarnung des Objektivs diente zum Beispiel ein Wandschmuck.

Den Sucher der Kamera, die zum Aufzeichnen genutzt wurde, rüstete man mit einem Binokular aus. Dieses von Mikroskopen bekannte Prinzip erleichtere insbesondere längere Observationen. Wie bei einem Fernglas ließ sich das Geschehen auf diese Weise mit beiden Augen betrachten und lieferte so einen dreidimensionalen Tiefeneindruck.

Kameraüberwachung in Hotels

In der DDR gab es einige Hotels, die massiv mit solcher Kameratechnik ausgestattet waren. Insbesondere zur Leipziger Messe versuchte die Stasi, hochrangige Westgäste auszuspionieren. Aber auch Urlaubshotels an der Ostsee standen im Fokus der Spione. Im Hotel „Neptun“ in Warnemünde nutze die Stasi die hauseigene Videoüberwachung, um öffentliche Bereiche des Gebäudes im Auge zu behalten.

Touristen und Geschäftsleute, die den Ostteil Berlins besuchten, wurden in eigens für sie hergerichteten Hotels dauerhaft liebe4überwacht. Das Grand Hotel – heute befindet sich im selben Gebäude das „Westin Grand“ – war eines von ihnen. Ebenso das heute nicht mehr existierende  Palast-Hotel gegenüber des Berliner Doms. Die Stasi platzierte wie im „Neptun“ Kameras in Lobby, Bar und Fluren des Hotels. Aber eben auch auf den Zimmern – in der Hoffnung, die Gäste in prekären Situationen zu erwischen.

Eine Spezialität der Ostgeheimdienste war nämlich die Arbeit mit Prostituierten zur Informationsgewinnung. So setze auch die DDR Sexarbeiterinnen ein, um Herren aus dem Westen zu erpressen. Diese geheimdienstlichen Tätigkeiten nennt man Romeo-Methode oder Honigfalle.

Die Aufnahmen, die die Zielperson beim Liebesspiel mit einer Unbekannten zeigen, konnten dabei sehr hilfreich sein. In der Sprache der Stasi nannte man das: „Schaffung operativer Voraussetzungen zur Kompromittierung der Führungskader der Feindorganisationen“.