Rückblick: Die Chiffren der Spione

Die Geschichte der Kryptografie war schon immer ein elementarer Teil der Spionagegeschichte. Nur wenige Experten schaffen es, die oft komplexen Chiffriersysteme allgemeinverständlich darzustellen. Genau dafür ist aber Klaus Schmeh bekannt. Am 2. Juni 2022 bot er im Deutschen Spionagemuseum unterhaltsame Einblicke zu den Chiffren der Spione.

Verräterische Geburtstagstelegramme

Als studierter Informatiker mit Schwerpunkt Verschlüsselungstechnik kennt sich Schmeh sowohl mit aktueller als auch mit historischer Kryptografie bestens aus. Sein Wissen teilt er bei zahlreichen Vorträgen, auf seiner Website sowie in mehreren Publikationen.

Um die Vielschichtigkeit des Themas zu illustrieren, referierte Schmeh im Deutschen Spionagemuseum zu mehreren sehr unterschiedlichen Krypto-Geschichten. Das sicher berühmteste Beispiel befasste sich mit jenen Glückwunsch-Telegrammen der DDR-Auslandsaufklärung HV A, welche der BND in den 1950er-Jahren abfängt und erfolgreich entschlüsselt. Sie führen zur Enttarnung eines der berühmtesten Agenten des Kalten Kriegs: Günter Guillaume.

Bei der Verschlüsselung war ein Doppelwürfel-Verfahren verwendet worden, als Verschlüsselungswort dienten Verse von Schillers Gedicht Das Lied von der Glocke. Dem BND gelang es, dieses Schlüsselwort zu erraten. Schmeh zufolge kann das Verfahren aber auch heute noch als sicher gelten. Voraussetzung ist allerdings, dass die Schlüsselwörter lang genug sind und sich nicht erraten lassen.

Von erfolgreichen US-Zensoren und unbekannten Toten

Schmehs umfangreiches Wissen zum Thema wurden auch bei den weiten historischen Beispielen aus der Krypto-Geschichte deutlich. Diese reichten von der erfolgreichen Arbeit von US-Zensoren im 2. Weltkrieg über den von John Antony Walker aufgebauten Spionage-Familienbetrieb, der mit dem Verrat von Details zu US-Chiffriermaschinen viel Geld verdiente, bis hin zum bis heute mysteriösen Somerton Man. War dieser mysteriöse Tote mit den seltsamen Notizen in der Hosentasche vielleicht ein Spion?

Wir wollen an dieser Stelle keine weiteren Details verraten, nur soviel: Es war unterhaltsamer und lehrreicher Abend. Wer mehr zu den erwähnten Geschichtenwissen möchte, dem seien Schmehs Vorträge und Publikationen empfohlen, die es auch im Shop des Deutschen Spionagemuseums gibt.


Die nächste Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum am 14. Juni 2022 befasst sich mit dem der Aufarbeitung des Berliner Terroranschlages von 2016. Experten diskutieren Erkenntnisse eines neuen Buches zu dem Thema.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 03.06.2022