Neues Tool für Spione in der Dunkelheit? Wissenschaftler entwickeln Infrarot-Kontaktlinsen

Chinesische Wissenschaftler haben neuartige Kontaktlinsen vorgestellt, die Infrarotlicht sichtbar machen können und damit eine bessere Sicht in der Dunkelheit ermöglichen. Eignen sich die Infrarot-Linsen auch für die Spionage in der Dunkelheit? Es wäre nicht die erste Infrarottechnik, die bei Geheimdiensten zum Einsatz kommt.

Unsichtbares „Nachtsichtgerät” aus China

Entwickelt wurden die Infrarot-Kontaktlinsen von Wissenschaftlern der University of Science and Technology in China. Sie funktionieren durch winzige, in die Linsen eingebettete Nanopartikel. Sobald Infrarotlicht auf die Linse trifft, wandeln die Nanopartikel dieses in sichtbares rotes, grünes und blaues Licht um. Durch die sogenannten Hochkonversions-Kontaktlinsen (Upconversion Contact Lenses) wird ein farbliches Sehen auch bei Dunkelheit möglich, wodurch sich die räumliche Wahrnehmung deutlich erhöht.

Die Kontaktlinse: Winzig, aber voller Potenzial – auch für die Spionage? (Symbolbild)

Getestet wurden die Kontaktlinsen zuerst an Mäusen, wobei man hier die Nanopartikel direkt in die Netzhaut der Tiere injizierte. Bei den menschlichen Probanden kamen Linsen zum Einsatz, deren Tragekomfort jenen von üblichen Kontaktlinsen ähnelt. Allerdings funktionieren die Linsen derzeit nur bei Infrarot-Frequenzen mit Wellenlängen zwischen 800 und 1600 Nanometer. Zudem ist die Sicht durch die Kontaktlinsen noch relativ unscharf, genügt aber, um Muster und Buchstaben zu erkennen. 

Eine Nutzungsmöglichkeit derart spezieller Kontaktlinsen im zivilen Bereich wäre zum Beispiel der Einsatz als Sehhilfe für Farbenblinde. Auch bei bestimmten Rettungseinsätzen ließe sich die Wahrnehmung der Einsatzkräfte erhöhen.

Infrarottechnik in der Spionage

Im Hinblick auf den Spionageeinsatz bieten die Infrarot-Kontaktlinsen mehrere Optionen. Den Entwicklern schwebt beispielsweise eine Nutzung bei der Erkennung von Geheimtinten vor, die zum Teil nur mit UV-Licht sichtbar sind. Ebenso könnten die IR-Kontaktlinsen bei nächtlichen Observationen hilfreich sein. Gegenüber gängigen Nachtsichtgeräte sind sie sehr klein und kaum zu entdecken. Außerdem benötigen sie keine externe Stromquelle. 

Neu wäre der Einsatz von Infrarottechnik im Spionagekontext keineswegs. Die außergewöhnlichen Eigenschaften von UV-Licht kommen seit langem in unterschiedlichsten Anwendungen zum Einsatz. Zum bildlichen Erfassen von Personen und Situationen findet sich unter anderem IR-Fototechnik in Aktenkoffern, während moderne Drohnen auf IR-Sensoren setzen.

Aktenkoffer zur Infrarot-Fotografie aus de Sammlung des Deutschen Spionagemuseums

Zudem lässt sich über Infrarotstrahlen mit speziellen Infrarot-Lichtsprechgeräten abhörsicher kommunizieren. Auch ein Datenaustausch ist über Infrarotstrahlen möglich. Bis vor wenigen Jahren nutzten Kriminelle die IR-Schnittstelle des damals schon antiquierten Handys Nokia 8210 zum sicheren Datenaustausch. Die neue chinesische Innovation erweitert nun die ohnehin schon breite Palette an IR-Einsatzmöglichkeiten.


Bilder: Titelbild Frau mit Kontaktlinse + Kontaktlinse einzeln [Symbolbilder]: slavoljubovski via pixabay | IR-Aktenkoffer: Deutsches Spionagemuseum Berlin

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 17.07.2025