Veranstaltungsrückblick: Einsatz in Tokio – Wie Richard Sorge und Richard Hughes Geschichte schrieben

Die Persönlichkeit und das Leben des Ausnahmespions Richard Sorge findet seit Jahrzehnten immer wieder reges Interesse. Eine neue Publikation geht einen außergewöhnlichen Weg, Sorges Leben vorzustellen und vergleicht ihn in einer Doppelbiografie mit dem Journalisten Richard Hughes. Am 30. September 2025 stellte der Autor die Publikation im Deutschen Spionagemuseum vor.

Doppelbiografie über prägende Persönlichkeiten

Autor Andreas Neuenkirchen präsentierte seine jüngst erschienene Publikation Einsatz in Tokio – Spektakuläre Spionagefälle: Wie Richard Sorge und Richard Hughes Geschichte schrieben im Gespräch mit Moderator Helmut Müller-Enbergs. Gleich zu Beginn berichtete Neuenkirchen, dass dieses Jahr für ihn ein äußerst produktives war: Neben der Doppelbiografie publizierte er auch eine Kulturgeschichte der Karaoke sowie ein Buch über „unnützes” Reisewissen zu Japan.

Andreas Neuenkirchen (li.) und Helmut Müller-Enbergs auf dem Podium im Deutschen Spionagemuseum

Ein Autor also, der vielfältige Interessen verfolgt. Die Doppelbiografie über die zwei Richards ist laut Verlag die erste ausführliche Würdigung des legendären Kriegsreporters und Asien-Korrespondenten Richard Hughes in deutscher Sprache sowie die erste deutschsprachige Sorge-Biografie in rund 40 Jahren.

Was verbindet Sorge und Hughes?

Auf den ersten Blick sind die Persönlichkeiten von Richard Sorge und Richard Hughes nur schwer unter einen Hut zu kriegen. Zum einen der ernste Journalist Sorge, der als strammer Nazi auftrat und insgeheim als glühender Kommunist ein sowjetischer Spion war, zum anderen der exzentrische Australier, den die Abenteuerlust antrieb und der weder den Nazis noch den Kommunisten zugeneigt war.

Neuenkirchen stieß über James Bond auf Richard Hughes, der ein Bekannter von Bond-Erfinder Ian Fleming war. Bei Recherchen fiel Neuenkirchen zudem auf, dass Hughes auch Kontakt zu Richard Sorge hatte und dass trotz aller Unterschiede die Lebensläufe der beiden viele Ähnlichkeiten aufweisen.

Engen Kontakt pflegten die beiden nicht, trafen sich aber regelmäßig in den Bars Tokios, in denen westliche Korrespondenten verkehrten. Die Qualität Sorges als Spion wird auch dadurch deutlich, dass Hughes später zugeben musste, ihm sei bei diesen Begegnungen niemals der Verdacht gekommen, Sorge als sowjetischen Spion einzuschätzen.

Beide waren sie Journalisten, ihre frühe Jugend prägte beider Leben, beide hatte es in den Fernen Osten verschlagen und beide sollten eine Rolle in der Geschichte der Spionage spielen. Sorge lieferte kriegsentscheidende Informationen über deutsche und japanische Pläne nach Moskau und zahle dafür mit seinem Leben. Hughes inspirierte ehemalige Agenten wie Ian Fleming und John Le Carré und floss in deren Werke ein, die zu den bekanntesten der Spionageliteratur gehören.

Thematische Schwerpunkte statt zeitlicher Chronologie

Da das Leben Sorges mit seiner Hinrichtung im Zweiten Weltkrieg deutlicher früher endete als das von Hughes, entschied sich Neuenkirchen statt der bei Biografien üblichen chronologischen Beschreibung für eine thematische. Er vergleicht das Leben der beiden geordnet nach thematischen Gesichtspunkten wie Familie, Beruf, Liebe, Reisen etc. Auf diese Weise füllen beide, trotz der unterschiedlichen Lebensspannen, das gesamte Buch aus.

Hughes wurde übrigens zehn Jahre nach Sorges Tod ebenfalls sowjetischer Spion (wenn auch mit anti-sowjetischer Intention). Generell würden sich Journalisten gut zur Spionage eignen, die Arbeit habe zahlreiche Parallelen, so Neuenkirchen. Es gehe jeweils darum, wertvolle Informationen zu sammeln und auswerten, daher folgerte der Autor: „Wer ein guter Journalist ist, kann auch ein guter Spion sein –und andersrum.” Die Arbeit als Agent war zwar nur eine kurze Episode in Hughes’ Leben, aber auch das eine weitere Parallele zu Richard Sorge.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 02.10.2025