Die Realität hinter dem Mythos James Bond

Gerade erst hat Daniel Craig zugestimmt, für eine Rekordgage auch im 25. James Bond-Film den Geheimagenten Ihrer Majestät darzustellen. 2019 soll der Film in die Kinos kommen. Wer sich nicht bis dahin gedulden kann: Diesen Freitag werden sich renommierte Bond-Experten im Deutschen Spionagemuseum mit den legendären Bösewichten aus der 007-Reihe beschäftigen.

Bond-Experten geben Einblicke

So überzeichnet diese Figuren zum Teil wirken, so überraschend ist es, dass sie mehr mit der Realität gemein haben, als vielen Kinobesuchern bekannt ist. Christopher Moran, international bekannter Bond-Forscher, und der Bond-Sammler Chris Distin geben Einblicke in dieses spannende Thema.

Doch nicht nur die Bösewichte, sondern auch andere Aspekte der Bond-Story haben reale Grundlagen. Als Vorgeschmack für die kommende Veranstaltung ergründen wir die Realität hinter dem Bond-Mythos.

James Bond-Vorbilder: Die Hauptverdächtigen

Die Figur des James Bond selbst geht nicht auf eine singuläre Persönlichkeit zurück. Bond-Autor Ian Flemming hat hier die Charaktere mehrerer Personen verwendet. Da wären zum Beispiel der britische Marine Offizier Patrick Dalzel-Job (1913-2003), der im Zweiten Weltkrieg zahlreiche dramatische Aktionen durchführte.

Neben waghalsigen Angriffsmanövern auf deutsche Schiffe bei Norwegen und eigenmächtigen Rettungsaktionen von Zivilisten war er auch mit Erfolg als Spion hinter feindlichen Linien tätig.

Dalzel-Job befand sich unter anderem im Einsatz für die Spezialeinheit der Royal Marines, die 30th Advanced Unit. Vorgesetzter dieser Einheit: Ian Flemming (1908-1964). Er arbeitete für den britischen Marine-Nachrichtendienst und hatte sich zum persönlichen Assistenten des Direktors John Godfrey hochgedient.

Flemming selbst war im Gegensatz zu Dalzel-Job eher ein Schreibtischtäter, einige der unter ihm geplanten und durchgeführten Aktionen haben später den Weg in die Bond-Bücher gefunden. Zum Beispiel die „Operation Goldeneye“, bei der es darum ging, Gibraltar und Südspanien vor der deutschen Radarüberwachung zu schützen.

Eine Gemenge unterschiedlichster Persönlichkeiten

Weitere reale Personen, die Flemming wohl als Grundlage für seine James-Bond-Figur genutzt hat, sind der britische Spion Edward Yeo-Thomas, Sydney Reilly und sein Bruder Peter Flemming. Edward Yeo-Thomas (1902-1964) ist vor allem dafür bekannt, dass es ihm mehrmals gelang aus lebensgefährlichen und eigentlich aussichtslosen Situationen zu fliehen – unter anderem aus dem KZ-Buchenwald.

Sydney Reilly (1873-1925), auch genannt „As of Spies“, war als Doppelagent an den unterschiedlichsten Orten weltweit im Einsatz. Er arbeitete unter anderem für Scotland Yard und das Secret Service Bureau (aus dem später MI5 und MI6 hervorgingen), bevor er vom russischen Geheimdienst in die Falle gelockt und hingerichtet wurde.

Peter Flemming (1907-1971) ist der einzige in dieser Reihe von eindrucksvollen Personen, der nicht als Spion tätig war. Sein Leben gestaltete sich aber nicht minder abenteuerlich: Früher als sein kleiner Bruder Ian hatte er sich einen Ruf als Schriftsteller gemacht.

In seinen Büchern schilderte er seine wagemutigen Reisen in die unbekannten Regionen Südamerikas und Asiens. Viel von dem weltmännischen Charakter James Bonds geht also auf Peter Flemming zurück.

Geheimdienstchef und Ornithologe als Inspiration

Auch James Bonds Chef, der Leiter des MI6, der immer nur unter dem Codenamen „M“ auftritt, ist der Realität entlehnt. Die Figur geht auf Mansfield Smith-Cumming (1859-1923), den ersten Direktor des MI6, zurück. Er unterzeichnete gelesene Dokumente stets mit dem Kürzel „C“. Seitdem hat sich das Kürzel „C“ als interne Bezeichnung für alle Direktoren des MI6 etabliert. Ian Flemming hat diese Praxis für seine Figur „M“ übernommen.

Ebenso ist der Name des berühmtesten Geheimagenten der Welt nicht der Fantasie Ian Flemmings entsprungen, sondern stammt von einer realen Person. Überraschenderweise handelt es sich dabei aber nicht um einen waghalsigen Geheimagenten, sondern um den Ornithologen James Bond (1900-1989). Flemming nutzte dessen Standardwerk „Birds of the West Indies“ bei der Vogelbeobachtung und wurde dadurch bei der Namenswahl für seine Agentenfigur inspiriert.

Es gibt also zahlreiche Verbindungen zwischen der fiktiven James-Bond-Welt und der Realität. Wir sind gespannt, welche realen Hintergründe am kommenden Freitag bezüglich der Bösewichte ans Licht kommen.


Bilder
Büste Ian Fleming von Anthony-Smith: Fortheloveofknowledge [CC BY-SA 4.0]
James Bond 1974 (Ornithologe): Jerry Freilich [CC BY-SA 3.0]

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 07.08.2017