British Security Co-ordination: MI6-Geheimoperation in den USA im Zweiten Weltkrieg

1940 tobte in Europa der Zweite Weltkrieg, während die USA Großbritannien und die Sowjetunion mit materiellen Lieferungen unterstützten, ohne aber am Krieg teilzunehmen. Um das zu ändern, baute der britische Auslandsnachrichtendienst MI6 ab Mai 1940 in New York eine als britische Passkontrollstelle getarnte Organisation auf: die British Security Co-ordination (BSC).

Geheime Nachrichtenagentur für Spionage und Propaganda

Der Zweck der BSC bestand vor allem darin, Sabotageakte gegen britische Interessen in Amerika zu verhindern und die pro-britische Meinung in Amerika zu mobilisieren. Die Operationsbasis bildeten Büros im New Yorker Rockefeller Center. Unterstützung erhielt die BSC unter anderem durch den US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, einem überzeugten Gegner der Nationalsozialisten, und US-Geheimdienst-Koordinator William J. Donovan. Aus diesem Grund fungierte die BSC auch als Kommunikations- und Verbindungsstelle zwischen den Geheimdiensten der USA und Großbritanniens.

William Stephenson und Dick Ellis (v.l.n.r.) leiteten die British Security Co-operation

Als Leiter der BSC fungierte William Stephenson. Dieser hatte entscheidenden Einfluss auf die US-Geheimdienstgeschichte. Er war es, der dem US-Präsidenten nahelegte, einen US-Geheimdienst nach Vorbild der britischen Geheimdienste zu gründen. Aus dieser Initiative entstand der US-Geheimdienst Office of Strategic Services (OSS), Vorläufer der CIA. Den konkreten Entwurf zur OSS-Gründung lieferte Dick Ellis, der stellvertretende Leiter der BSC.

Operationen der BSC

Um eine bestmögliche Breitenwirkung zu erzielen, beeinflusste die BSC die Berichterstattung in landesweiten US-Medien. In erster Linie wurden dabei anti-deutsche Berichte verbreitet, um das Image der Deutschen zu beschädigen. Unter anderem erstellte man dazu eine gefälschte Karte, auf der vermeintliche Eroberungspläne Deutschlands gegen Südamerika zu sehen waren. Diese Karte fand große Verbreitung in der amerikanischen Öffentlichkeit und schürte Ängste, dass sich der deutsche Machthunger nicht nur auf Europa beschränkt.

Erfolgreich sabotierte die BSC auch den für Deutschland wichtigen Warenaustausch mit dem neutralen Brasilien. Sie platzierten einen fingierten Brief bei einem der führenden Angestellten der für die Transporte zuständigen Fluggesellschaft. Dieser enthielt abfällige Bemerkungen über den brasilianischen Präsidenten und die USA, sowie Hinweise auf Verbindungen zu einer faschistischen Oppositionspartei in Brasilien. Nach der Aufdeckung des Briefes musste die Fluggesellschaft die Transporte einstellen und Brasilien brach den Kontakt mit Deutschland ab.

Auch bei der Informationsgewinnung spielte die BSC eine wichtige Rolle: Zensoren der British Imperial Censorship, einem Teil der British Security Co-ordination, überwachten und analysierten große Teile des Post-, Radio- und Telegrafenverkehrs nach Europa oder die USA.

Berühmte Namen aus dem Umfeld der BSC: Roald Dahl und Ian Fleming (v.l.n.r.)

Unter den Personen, die mit der BSC zu tun hatten, finden sich einige berühmte Namen: Roald Dahl, der später als Kinderbuchautor von Werken wie Charlie und die Schokoladenfabrik zu Weltruhm kam, sammelte bei gesellschaftlichen Veranstaltungen Informationen. Auch Bond-Autor Ian Fleming hat als Verbindungsoffizier der britischen Marine mit dem BSC zusammengearbeitet. BSC-Leiter William Stephenson, der nicht nur Spion, sondern auch Pilot, Soldat und Erfinder war, soll eine maßgebliche Inspiration für fiktionalen Agenten James Bond gewesen sein.

Wertvolle Vorarbeit für den US-Kriegseintritt

Die Tätigkeiten der BSO ermöglichten es US-Präsident Roosevelt, die isolationistische Stimmung in den USA, in der zuvor 80 % der Bevölkerung einen Kriegseintritt ablehnten, abzuschwächen. Nachdem Japan dann am 7. Dezember 1941 ohne Kriegserklärung den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii angegriffen hatte, löste dies eine Welle des Zorns und der Entschlossenheit in den USA aus, die zu einem öffentlichen Meinungsumschwung hinsichtlich einer Kriegsbeteiligung führten.

Am 8. Dezember erfolgte die Kriegserklärung gegen Japan, wenige Tage später befanden sich die USA auch mit Deutschland und Italien im Krieg – ein entscheidender Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 21.08.2025