Nahrungsmittel in der Welt der Spionage

Es gibt eine Vielzahl von Geschichten, in denen Nahrungsmittel und Spionage miteinander verwoben sind. Nahrungsmittel und ihre Aufnahme waren Gegenstand von Spionageaktivitäten und dienten Geheimdiensten als Erkennungszeichen, zur Kommunikation oder auch als Druckmittel.

Kommunikationsplattform für Spione

Ehemalige CIA-Offiziere berichten, dass Restaurants und Cafés zentrale Orte für die Spionagearbeit sind. Sie bieten eine unauffällige Umgebung für Treffen, Rekrutierungen neuer Agenten und den Austausch von Informationen. Bei der Restaurantwahl ist das wichtigste Detail nicht etwa die Speisekarte, sondern der Aufbau der Örtlichkeit. So ist darauf zu achten, dass genügend Platz zwischen den Tischen ist, um sich ungestört unterhalten zu können. Idealerweise hat man zudem den Eingang im Blick und es gibt einen zusätzlichen Ausgang.

Agententreffpunkt Restaurant [Symbolbild]

Die Wahl des Restaurants konnte auch dazu eingesetzt werden, um dem Agenten unterbewusst seine Rolle deutlich zu machen: Wer in einfache Burgerläden statt in Michelin-Restaurants eingeladen wurde, stand eher am unteren Ende der Spionage-Nahrungskette. Wertvolle Quelle dagegen wollte man mit Nobel-Restaurants beeindrucken und für sich gewinnen. Spione hatten nicht immer die freie Wahl bei der Auswahl der Speisen, denn die Bestellung bestimmter Gerichte konnte als Erkennungssignal dienen.

Restaurants und Café werden aber auch immer wieder beobachtet und ausspioniert – und das schon seit Jahrhunderten: In der Aufklärungszeit waren Kaffeehäuser Zentren des geistigen und politischen Austauschs. Dies führte dazu, dass sie von den Machthabern misstrauisch beobachtet und manchmal sogar geschlossen wurden, da sie als Brutstätten für revolutionäre Ideen galten.

Verräterische Essensgewohnheiten

Die Nahrungsaufnahme kann für Spione fatale Folgen haben – vor allem, wenn man sich in fremden Kulturräumen befindet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden deutsche Spione in Großbritannien entlarvt, weil man in ihren Taschen deutsche Bratwürste fand. Dieses typisch deutsche Essen war ein verräterischer Hinweis auf ihre wahre Herkunft und führte zu ihrer Verhaftung.

Fremde Essenssitten können für Spione zur Stolperfalle werden [Symbolbild]

Gefährlich für Spione wurde auch ein Brauch in der arabischen Welt: Dort serviert man Kaffee immer mit einem Glas Wasser. Traditionell wird zuerst das Wasser getrunken, denn es soll den Mund spülen und alte Geschmäcker beseitigen, dann erst greift man zu Kaffee. Viele Spione, die undercover im arabischen Raum unterwegs waren, kannten den Brauch nicht, griffen wie gewohnt zuerst zum dampfenden Kaffee und enttarnten sich so selbst. Die Einhaltung kultureller Normen, etwa bei dem Verzehr von Speisen, ist also entscheidend, um nicht aufzufallen.

Nahrungsspionage und -sabotage im militärischen Kontext

Beobachtungen von Veränderungen bei Nahrungslieferungen dienen Geheimdiensten in Kriegs- und Krisenzeiten dazu, Rückschlüsse auf Truppenbewegungen und anstehende politische oder militärische Aktionen zu gewinnen.

Christopher McLarren, der in den 1970er-Jahren als Nachrichtenanalytiker in der US-Spionagestation Field Station Berlin arbeitete, schildert im Zeitzeugeninterview für das Deutsche Spionagemuseum, dass die Amerikaner beispielsweise sowjetische Brötchenlieferungen genau beobachteten. Wenn der Nachrichtenanalytiker mitbekam, dass es eine Brötchenbestellung für ein sowjetisches Manöver gab, ließ sich daraus ableiten, wie viele Truppen daran beteiligt waren und wie lange das Manöver dauern soll.

Pizza
Essenslieferungen können Spionen Hinweise auf bevorstehende Aktionen geben [Symboldbild]

Auch der sowjetische Geheimdienst hat im Kalten Krieg regelmäßig Essenlieferungen an US-Behörden überwacht und Veränderungen als Hinweis für kurz danach stattfindende Aktionen gewertet. 2025 tauchten im Internet ähnliche Berichte auf, nach denen kurz vor der Eskalation des Iran-Israels-Konflikts die Pizzabestellungen im Umfeld des Pentagon merklich anstiegen. Inoffziell hat sich dafpr der begriff „Pentagon-Pizza-Index“ etabliert.

Geheimdienste spionieren nicht nur, sie sind auch für Sabotageaktionen zuständig.  In diesem Zusammenhang wurde Nahrung im Laufe der Geschichte immer wieder systematisch als Waffe eingesetzt. Belagerungen, Blockaden und die Strategie der „verbrannten Erde“ (das Zerstören von Ernten und Vieh, um dem Feind die Versorgung abzuschneiden) sind uralte militärische Taktiken.

Laut den Ergebnissen der Münchner Sicherheitskonferenz hat die Instrumentalisierung von Nahrungsmitteln in der Gegenwart geopolitische Dimensionen erreicht. Russland hat beispielsweise die ukrainische Agrarinfrastruktur und damit indirekt kritische globale Lieferketten ins Visier genommen. Die Folgen waren weltweit spürbar, die Lebensmittelpreise stiegen an. Russland mache so Nahrungsmittel zu einer Waffe mit großer Reichweite, so die Experten.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 28.11.2025