Das Voynich-Manuskript ist eines der rätselhaftesten handschriftlichen Dokumente der Welt. Das über 500 Jahre alte Manuskript mit seiner unbekannten Schrift und den geheimnisvollen Illustrationen ist bis heute ein faszinierendes Mysterium für Forscher und Laien gleichermaßen.
Die früheste bekannte Spur des Manuskripts führt ins 15. Jahrhundert, doch der genaue Ursprung bleibt unklar. Der Einband stammt vermutlich aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert, während die Handschrift selbst in der Regel auf die erste Jahrhunderthälfte datiert wird. Der wohl prominenteste Besitzer der Handschrift soll Kaiser Rudolf II. (1576–1612) gewesen sein.

Der Name „Voynich“ stammt von Wilfrid Michael Voynich, einem polnisch-amerikanischen Buchhändler, der das Manuskript 1912 erwarb und es dem öffentlichen Bewusstsein zugänglich machte. Seitdem wurde das Manuskript Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen. Es befindet sich heute im Besitz der Beinecke Rare Book & Manuscripts Library der Yale University.
Das Manuskript besteht aus 246 Pergamentseiten in ca. 22,5 x 16 cm Größe. Die Seiten beinhalten neben dem Text eine Vielzahl an Illustrationen. Der Voynich-Text gliedert sich in mehrere Abschnitte. Diese richten sich nach der Art der Illustrationen, wobei verschiedene Experten unterschiedliche Einteilungen vornehmen:
Viele Experten vermuten, dass es sich um eine codierte und entschlüsselbare Sprache handelt. Der Text zeigt Muster, die auf syntaktische Strukturen hinweisen, gleicht in vielen Aspekten Schriften natürlicher Sprachen, zum Beispiel hinsichtlich der Verteilung und Häufigkeit bestimmter Buchstaben, Buchstabenkombinationen oder Zeichen.

Die Schrift selbst ist einzigartig und zeigt teils illustrierte Zeichenketten, die keine direkte Entsprechung in bekannten Handschriften oder Alphabetsystemen zeigen. Die Wörter erscheinen in einer eigenartigen Sprachstruktur, deren Grammatik zu keiner bekannten Sprache eindeutig passt. Ohne vergleichbare zeitgenössische Dokumente oder erklärende Begleittexte, die eine Zuordnung ermöglichen, bleibt vermutlich der Schlüssel zur Entzifferung unbekannt.
Seit seiner Entdeckung hat das Voynich-Manuskript Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen fasziniert. Ansätze reichen von plaintext-Analysen, statistischen Sprachmodellen, Mustererkennung bis zu computerunterstützten Entschlüsselungstechniken.
Einige Forscher vermuten, dass es sich um ein konstruiertes Sprachspiel, eine pseudowissenschaftliche Abhandlung oder gar eine absichtliche Fälschung handeln könnte. Selbst renommierten Kryptologen fehlen bislang belastbare Beweise für eine eindeutige Entschlüsselung, und viele Ergebnisse bleiben umstritten oder spekulativ.

In den letzten Jahren gab es immer wieder vermeintliche Erfolgsmeldungen, dass der Schlüssel zum Voynich-Manuskript nun endlich gefunden sei, ohne dass bisher eine komplette Übersetzung vorliegt. Die Ansätze sind dabei sehr unterschiedlich: Mal heißt es, das Buch sei in Hebräisch verfasst, mal in Protoromanisch.
Als neuester Ansatz wird versucht, den Text mit Unterstützung von KI zu entschlüsseln. Immerhin der erste Satz soll so bereits geknackt worden sein, doch bis heute bleibt es dabei: Niemandem ist es gelungen, eine allgemein anerkannte, komplette Entschlüsselung vorzulegen.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 13.11.2025