Neue Geschäftsfelder: KI-Spionagesoftware für japanischen Versicherungsmarkt

Das amerikanische Tech-Startup Lazarus AI entwickelte seine KI-Software ursprünglich im Auftrag des US-Pentagon für das Knacken extremistischer Codes. Nun setzt es diese KI-Tools ein, um die japanische Lebensversicherungsbranche zu revolutionieren.

Wer ist Lazarus AI?

Das Unternehmen Lazarus AI wurde 2017 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Boston. Die Technologie von Lazarus AI wurde ursprünglich als Spionagesoftware entwickelt, um US-Geheimdiensten dabei zu helfen, extremistische Kommunikation zu entschlüsseln und Verbindungen in riesigen Geheimdienstdatensätzen abzubilden.

Nicht zu verwechseln ist das Unternehmen mit der Lazarus Gruppe, eine vom nordkoreanischen Staat gesponserten Hackergruppe, die durch Cyberspionage gegen westliche Unternehmen bekannt wurde.

Symboldbild KI

Aufträge des Pentagons und anderer US-Behörden machen noch immer mehr als die Hälfte des Umsatzes von Lazarus AI aus. Das Startup entwickelt eigene große Sprachmodelle – ähnlich wie sie auch bei generativen KI-Plattformen wie ChatGPT zum Einsatz kommen. Die KI kann Dokumentbilder und Grafiken analysieren, deren Bedeutungen und Zusammenhänge interpretieren und Berichte erstellen, die Geschäftsentscheidungen unterstützen.

KI im Versicherungswesen – auch in der EU ein Geschäftsfeld?

Kürzlich ist das Unternehmen in den japanischen Markt für Lebensversicherungen eingestiegen. Die KI ermöglicht es den Versicherungen, die Bearbeitungszeit von Schadensfällen von 30 Tagen auf nur 30 Minuten zu verkürzen. Dazu gehört die Analyse schwer lesbarer handschriftlicher Arztnotizen, digitaler Krankenakten, Unternehmensrichtlinien und behördlicher Unterlagen.

Möglich wird die Ausweitung auf Geschäftsfelder wie Versicherungen auch durch die regulatorischen Rahmenbedingungen in Japan. In der Europäische Union exisitiert seit 2024 der AI Act, das weltweit erste Regelwerk zur Künstlichen Intelligenz. Es soll sicherzustellen, dass KI-Systeme sicher, transparent und menschenzentriert sind sowie gleichzeitig Innovationen fördern.

Der EU AI Act: Erstes Regelwerk zu KI (Symboldbild)

Eines der Kernelemente des AI Act ist die Einteilung von KI-Systeme in vier Risikoklassen:

Den Einsatz von KI als Mittel zur Risikobewertung und Preisgestaltung von Versicherungen stuft der AI Act als „hochriskant“ ein und unterwirft diese so einer strengen Aufsicht. In Japan dagegen kommen bestehende branchenspezifische Regeln zur Anwendung, anstatt einen umfassenden neuen Rahmen für KI zu schaffen.

Die Zukunft wird zeigen, ob die bereits geäußerte Kritik an den Regulatorien des AI Acts berechtigt ist. So fürchten Unternehmen, insbesondere Start-ups, einen hohen bürokratischen und finanziellen Aufwand, um die gestellten Anforderungen zu erfüllen. Einige Experten befürchten zudem, dass strenge Vorschriften die Entwicklung und Implementierung neuer KI-Technologien einschränken könnten.


Bilder: KI-Gehirn: Gerd Altmann auf Pixabay | EU-Flagge: Greg Montani auf Pixabay

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 12.09.2025