Rückblick: Künstliche Intelligenz – Mit Schrecken oder Faszination in die Zukunft?

Kaum ein aktuelles Thema hat so viel Brisanz wie die Künstliche Intelligenz. Ist KI ein Segen für die Menschheit oder überwiegen die Gefahren? Interessante Denkansätze dazu vermittelte der Bestsellerautor und Freimaurer Werner H. Heussinger im Deutschen Spionagemuseum.

Großes Interesse an kontroverser KI-Technik

Werner H. Heussinger ist sowohl ein anerkannter Ökonom als auch Landesgroßredner der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland. Im Gespräch mit dem Moderator des Abends, dem Politologen Helmut Müller-Enbergs, beschrieb er eingangs diese für den Laien ungewöhnlich klingende Position. Seine Aufgabe liege in der Inspiration von Freimauern, als auch darin, die Ideen der Freimaurerei in die Öffentlichkeit zu tragen.

Am 8. Februar 2024 gab Heussinger im vollbesetzten Kinoraum des Deutschen Spionagemuseums Einblicke in das kontroverse Thema Künstliche Intelligenz. Die Vielzahl der interessierten Besucher verdeutlichte die Relevanz des Themas. KI wird immer wieder als nützliches Werkzeug beworben. Doch oft wird auch gemahnt, dass KI in falschen Händen in der Lage ist, großen Schaden anzurichten.

Helmut Müller-Enbergs und Werner H. Heussinger im Gespräch (v.l.n.r.)

Eine Definition von KI lieferte Heussinger gleich zu Beginn mit dem Zitat des KI-Pioniers Marvin Minsky: Bei KI gehe es darum „Maschinen dazu zu bringen, Dinge zu tun, die – würden sie von Menschen vollbracht – Intelligenz erfordern würden“.

Schnell machte Heussinger anhand von Beispielen deutlich, das KI schon längst keine theoretische Zukunftstechnologie mehr ist, sondern bereits alltäglich im Einsatz. Das gelte nicht nur für mit ChatGPT verfasste Werbetexte, sondern zum Beispiel auch für den Ukrainekrieg. Hier sei die KI-Software von Palantir für den Großteil des Targetings, also der Zielerfassung verantwortlich.

Zukunftsszenarien durch KI-Einsatz

Interessanterweise sind es laut Heussinger gerade jene Personen, deren Unternehmen maßgeblich mit KI arbeiten, die sich besorgt um mögliche negative Folgen für die Menschheit äußern. Palantir-CEO Alex Karp etwa sieht Entscheidungsfreiheit und Privatleben in Gefahr, wenn KI sämtliche Daten über eine Person sammelt und auswertet. Elon Musk formulierte es sogar drastischer, dass eine KI, die intelligenter als der Mensch sei, das Potenzial habe, die Zivilisation zu zerstören.

Werner H. Heussinger während des Vortrags

Solchen düstersten Zukunftsaussichten wollte sich Heussigner an diesem Abend nicht anschließen, aber die erwähnte Gefahr für Entscheidungen, Freiheit und Privatleben konnte er durchaus sehen. In nur einer Generation habe sich die digitale Revolution in den Alltag der Menschen eingeschlichen und zum Teil schon unabdingbar gemacht. Internetgiganten sammelten global intimste Details, es gebe bereits ein weltumspannendes Ausspionierungssystem für persönliche Daten. Fast jeder Mensch habe mittlerweile einen zweiten Schatten – eine digitale Identität.

Das aber, was den Menschen ausmache, der Humanismus, sei keine Selbstverständlichkeit, so Heussinger. Mit diesem, einem zentralen Aspekt der Freimaurerei, sei vor allem das Recht auf Freiheit und die Möglichkeit, Entscheidungen selbst zu bestimmen, verknüpft. Diese Freiheit sei das Lebenselixier für Innovation, Fortschritt und Demokratie. Wie aber lasse sich das gewährleisten, wenn in der digitalen Welt intimste Gedanken zum Daten-Rohstoff geworden und auf Datenmärkten mit der Zukunft unseres Verhaltens gehandelt werde.

Gigantische Kräfte des Digitalismus zähmen

Der facettenreiche und viele Aspekte der Menschheitsgeschichte und -entwicklung umfassende Vortrag Heussingers mündete in der Kernaussage, dass die von der KI bedrohte Privatheit mit allen Mitteln geschützt werden müsse. Denn die Grundlage der demokratischen Ordnung sei das Handeln souveräner Individuen. Sobald aber Andere alles über uns wissen würden, beraube dies uns der Entscheidungsrechte. So eingesetzt könne KI ein Instrument sein, welches undemokratische und totalitäre Systeme ermögliche.

Der Mensch müsse selbstbestimmt und frei bleiben, die gigantischen Kräfte des Digitalismus gezähmt werden. Klare Worte – und selbst wenn vielleicht nicht alle der gebannt lauschenden Besucher vorbehaltlos in allen Details zustimmten, wurden sicherlich viele zum Nachdenken angeregt.


Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 14.02.2024