Rückblick: Cyberkrieg – die neuen Spione im Cyberspace

Das Informationszeitalter hat eine völlig neue Art von Spionen hervorgebracht. Die elektronische Vernetzung macht es möglich, internationale Spionage und Sabotage gegen militärische Anlagen oder Wirtschaftsunternehmen vorzunehmen, ohne den heimischen Schreibtisch zu verlassen.

Gefahr für Wirtschaft und Politik

In den Medien häufen sich die Berichte über spektakuläre Fälle wie den Hacker-Angriff auf Deloitte, auf das Wahlkampfteam von Macron oder den deutschen Bundestag. Der grenzenlose Cyberkrieg bereitet der Wirtschaft, der Politik und den Nachrichtendiensten zunehmend große Sorgen. Doch wie genau läuft ein solcher Spionageangriff ab, was sind die Motive und was die Ziele?

Daniel Schnok arbeitet als Security Analyst und beschäftigt sich genau mit solchen Fragen. Am 12. April 2018 gab er im Deutschen Spionagemuseum Einblicke in seine Arbeit und die Vorgehensweise der neuen Spione. Schritt für Schritt erklärte er, wie ein Angriff auf IT-Infrastrukturen abläuft.

Den sogenannten ATP-Gruppen geht es dabei nicht darum, möglichst schnellen Schaden herbeizuführen. Satt dessen sei das Ziel, sich dauerhaft einzunisten, zu spionieren und bei Bedarf auch zu sabotieren. Nicht umsonst heißt ATP nicht „Attack Team Power“, sondern „Advanced Persistent Threats“, also „fortgeschrittene andauernde Bedrohung”. Am Beispiel des NAIKON ATP, welcher vor allem im südchinesischen Meer aktiv war, zeigte Schnok das Vorgehen im Detail auf.

Cyberspionage mit menschlichen Fehlern

Letztlich wurde aber doch deutlich, dass hinter all der Technik, die dabei zum Einsatz kommt, immer noch Menschen stecken. Und diese machen die gleichen Fehler, wie man es von den „alten Spionen“ gewohnt ist. Am Beispiel des Hackers Ge Xing zeigte sich, wie festgefahrene Lebensgewohnheiten und auch das Streben nach Anerkennung selbst die versiertesten IT-Spione zu Fall bringen kann.

Ge Xing nutzte seine Hacker-Domain „GreenSky27“ auch bei seinen sozialen Medien und postete dort fleißig Bilder von seinem supergeheimen Arbeitsplatz. Enttarnt wurde er zudem, weil sein Lebensrhythmus sich in der Aktivität der NAIKON Infrastruktur widerspiegelte: Wenn er Urlaub machte oder als sein Sohn geboren wurde, gab es keine MAIKON Aktivität.

Ge Xings Fahrlässigkeit rief einiges an Kopfschütteln und Schmunzeln hervor. Doch schienen viele Besucher im gut gefüllten Veranstaltungsraum erleichtert, dass der Cyberkrieg auch menschliche Seiten hat.

Nach dem unterhaltsamen und allgemeinverständlichen Vortrag kam es im Rahmen der anschließenden Fragerunde zum angeregten Gespräch zwischen dem Spezialisten und den interessierten Besuchern. Schnell zeigte sich, dass an eine abschließende Behandlung des Themas nicht zu denken ist.

Kein Grund zur Sorge: Das Deutsche Spionagemuseum wird sich auch in den kommenden Veranstaltungen mit den aktuellen Entwicklungen auseinandersetzen.


In der nächsten Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum geht es zurück in die Zeit des Kalten Kriegs: der englische Bestseller-Autor David Young ist bekannt für seine unterhaltsamen Lesungen und wird uns am 03. Mai 2018 eine Kostprobe geben.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 13.04.2018