Neues Exponat: MAD-Observationsfahrzeug im Deutschen Spionagemuseum

Viele der in der Dauerausstellung des Deutschen Spionagemuseums gezeigten über 600 Exponate aus der Welt der Geheimdienste sind entsprechend ihrem Einsatzzweck sehr klein und handlich konzipiert. Das macht auch Sinn, nur so lassen sich raffinierte Mikrokameras, geheime Transportbehälter und selbst Waffen unauffällig nutzen.

Doch die Arbeitsgebiete der Geheimdienste sind vielfältig und für bestimmte Operationen kommen Großobjekte zum Einsatz. Einige davon sind ebenfalls im Museum zu sehen – etwa mannshohe Funkanlagen für grenzüberschreitende Kommunikation, Tauch-Scooter für Spezialeinsätze oder ein Trabant 601 mit Infrarot-Fototechnik.

Seit heute ist die Ausstellung um ein solches Großexponat reicher und zeigt ein Observationsfahrzeug des Militärischen Abschirmdiensts MAD.

Nachrichtendienst mit großem Aufgabengebiet

Der 1956 gegründete MAD ist ein militärischer Nachrichtendienst und somit zuständig für die Informationssammlung und -auswertung im Inland mit dem Ziel der Spionage- und Terrorismusabwehr, sofern es das Ressort des Verteidigungsministeriums betrifft. Im Rahmen von Auslandseinsätzen der Bundeswehr kommt der MAD zudem teilweise auch im Ausland zum Einsatz. Hauptsitz des Dienstes ist in Köln.

Zuständig für Observationsaufgaben beim MAD ist seit 2019 die Abteilung G. Zuvor war es der Arbeitsbereich der aufgelösten Abteilung Zentrale Aufgaben (ZAufg). Das Observationsfahrzeug war bis zu seiner Ausmusterung im letzten Jahr etwa zehn Jahre im Einsatz.

Unerkannt im Observatiosneinsatz

Alle Geheimdienste verfügen über speziell ausgerüstete Fahrzeuge für Observationseinsätze. Von außen müssen diese Fahrzeuge völlig unauffällig sein, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem MAD-Observationsfahrzeug um einen schlichten VW Transporter, der als Handwerksfahrzeug getarnt ist.

Die Tarnung hat zwei Vorteile: Einerseits fällt es als ortfremdes Fahrzeug weniger auf, da der mobile Einsatz von Handwerkern nichts außergewöhnliches ist. Zweites ließ sich unter der zur Tarnung verstauten Handwerker-Ausrüstung die Spionagetechnik verbergen.

Versteckt in einem Blechkanister hinter der Heckscheibe befindet sich die Videokamera. Deren Bilder werden sowohl live auf einem Monitor gezeigt, als auch gespeichert werden. Die Funkausrüstung dient der internen Kommunikation zwischen den Einsatzkräften. Je nach Bedarf lässt sich die Ausrüstung ergänzen, zum Beispiel durch Richtfunk für Abhörmaßnahmen oder IMSI-Catcher zur Überwachung von Mobiltelefonen.

Observationen können zum Teil sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, in der der MAD-Mitarbeiter das Auto auch für natürliche Bedürfnisse nicht verlassen darf. Aus diesem Grund verfügt das Fahrzeug neben mehreren Panzerbatterien und Propangas-Flaschen, die der Stromversorgung und zur Heizung dienen, auch über ein Trocken-WC.

Das Observationsfahrzeug in der Ausstellung zu platzieren, erforderte millimetergenaue Absprache und Zuarbeit zwischen Museumspersonal und Handwerkern.

Sowohl das Fahrzeug als auch der Museumsshop haben dieses ungewöhnliche Kapitel unbeschadet überstanden. Der Bereich „Gegenwart“ im Deutschen Spionagemuseum ist nun um eine Attraktion reicher. Wir danken MAD-Präsident Christof Gramm und seinen Mitarbeitern für die Kooperation.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 17.06.2020