Tod den Spionen! Am 5. April 1951 wurde das Todesurteil für Julius und Ethel Rosenberg gesprochen

Am 5. April 1951 wurde in einem der aufsehenerregendsten Spionageprozesse in den USA vom Bundesgericht in New York das Urteil gesprochen. Es lautete: Tod durch den elektrischen Stuhl.

Weltweit beachteter Spionageprozess

Die Verurteilten waren Julius Rosenberg und Ethel Rosenberg, geborene Greenglass. Beide waren angeklagt wegen Verstoß gegen des Espionage Act, also der Weitergabe von Informationen, die die nationale Sicherheit betrafen.

Unter Intellektuellen auf der ganzen Welt, von Papst Pius XII., Jean-Paul Sartre, Albert Einstein, Pablo Picasso, Bertolt Brecht bis zu Frida Kahlo hallte ein Aufschrei und Protest gegen das harte Urteil. Doch es nutzte nichts. Beide Hinrichtungen wurden am 19. Juni 1953 im berüchtigten New Yorker Staatsgefängnis Sing Sing vollstreckt. Was war passiert?

Spionageobjekt Atombombe

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges waren die amerikanischen Forschungen bei der Entwicklung der Atombombe bereits weit fortgeschritten. Offiziell befanden sich die USA und die kommunistische Sowjetunion in einer Allianz gegen Hitler-Deutschland. Doch die ideologischen Differenzen waren kaum noch zu überbrücken.

Die Atombombe würde das Gleichgewicht zwischen den noch Verbündeten stark verschieben. Auch in Moskau wusste man, dass die USA große Fortschritte machten, während die sowjetischen Forscher hinterherhinkten. Spione waren die Lösung für das sowjetische Atombombendilemma.

Vor allem unter emigrierten europäischen Wissenschaftlern in den USA und Großbritannien konnte der sowjetische Geheimdienst zahlreiche Agenten gewinnen. Entweder aus ideologischer Sympathie für den Kommunismus oder aus Ablehnung einer waffentechnischen Überlegenheit der USA.

Zugang zum hochgeheimen Manhattan Project

Das Allerheiligste der US-amerikanischen Atomforschungen war das Manhattan Project auf dem Militärstützpunkt Los Alamos in der Wüste von New Mexico. Nur handverlesene Forscher arbeiteten hier unter hermetischer Abriegelung. Trotzdem fand der sowjetische Geheimdienst gleich mehrere Wege hinein.

Einer der sowjetischen Agenten war David Greenglass, ein Militärangestellter, der zum Manhattan Project nach Los Alamos versetzt wurde. Greenglass war wie seine Schwester Ethel und deren Mann Julius Rosenberg ein Mitglied der Kommunistischen Jugendliga und ein Sympathisant des Kommunismus. Sein Schwager war Julius Rosenberg, der 1942 bei einem Treffen der Kommunistischen Jugendliga vom sowjetischen Geheimdienst angeworben wurde. Er rekrutierte David Greenglass als Quelle für die Sowjetunion.

Zwischen 1944 und 1946 übergab Greenglass seinem Schwager und seiner Schwester streng geheime Dokumente über die Arbeit in Los Alamos. Die Rosenbergs leiteten diese an ihren sowjetischen Führungsoffizier weiter. In den 1950er-Jahren ging man davon aus, dass diese Informationen entscheidend waren für die spätere Entwicklung der sowjetischen Atombombe 1949. Neuere Forschungen nehmen davon jedoch vermehrt Abstand, nachdem auch sowjetische Akten freigegeben wurden.

Entarnt durch das VENONA-Projekt

Ab 1950 begannen die ersten Enttarnungen der großen sowjetischen Atomspione. Im Geheimdienst-Projekt VENONA der USA und Großbritanniens wurden nach und nach sowjetische Funksprüche aus den 1940er und 1950er-Jahren geknackt. Darunter fanden sich zahlreiche Nachrichten an und von Agenten im amerikanischen Atomprojekt.

Der erste spektakulär enttarnte Spion war der deutsche Klaus Fuchs. Die Rosenbergs folgten 1951 und wurden zusammen mit David Greenglass festgenommen und vor Gericht gestellt. Während des Prozesses spielte sich ein familiäres Drama ab: Greenglass belastete seine Schwester und Schwager schwer, um selbst der Todesstrafe zu entgehen.

Die Rosenbergs hingegen weigerten sich, gegen andere kommunistische Sympathisanten auszusagen – und wurden vom Staatsanwalt als Sündenböcke ausgemacht. Am Ende stand ihr Todesurteil, das heute vor 67 Jahren verkündet wurde.

Zweifel an Rosenberg-Urteil mehren sich

Das die Rosenbergs an der sowjetischen Atom-Spionage beteiligt waren, ist unstrittig. Bis heute aber diskutieren Historiker, ob der Tatbestand die Todesstrafe rechtfertigte – insbesondere hinsichtlich Ethels Aktivitäten.

Im Laufe der Jahre kamen Details aus dem Prozess an Licht, die aufzeigten, dass die drakonisch geforderte Strafe vor allem als Druckmittel gedacht war, um aus den Angeklagten weitere Details herauszupressen. Zudem kam es vermutlich zur Manipulation von Material, um die Anklagepunkte zu verschärfen. Bis heute bestehende Forderungen von Nachkommen der Rosenbergs nach einer Rehabilitation der Verurteilten blieben erfolglos.


Bilder
Skizze einer Atom-Implosionsbombe, die David Greenglass an Julius Rosenberg übergab: Public Domain
Ethel und Julius Rosenberg im Gefängnis (1951): Roger Higgins, photographer from “New York World-Telegram and the Sun”

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 05.04.2018