Geheimdienst-Gedächtnistraining: So merken sich Spione komplexe Informationen

Die Fähigkeit, sich komplexe Informationen oder Zahlenkombinationen schnell einzuprägen, ist für viele Spione von enormer Bedeutung. Doch die Merktechnik der Agenten erweist sich auch im Alltag abseits der Spionagewelt als wertvoll.

Gedächtnisboost mit Assoziationsmethode

Es kommt häufig vor, dass Spione nur sehr kurz Zugang zu Informationen haben, die sie sich dann dauerhaft merken müssen. Vielleicht sehen sie nur im Vorbeigehen die Telefonnummer einer wichtigen Person auf einem Schreibtisch liegen oder hören ein komplexes Passwort aus Zahlen, während sich zwei Personen unterhalten. Ein offenes Notieren dieser Nummern würde Aufmerksamkeit erregen, der Spion muss also in der Lage sein, sich die Nummern rasch und dauerhaft zu merken.

Spione wissen, wie man sich viele Informationen merkt [Symbolbild]

Eine beliebte Methode, die Agenten lernen, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Assoziations- oder Loci-Methode („Loci“ steht für lat. „Orte“):

  1. Dabei visualisiert man einen Ort, den man bis ins letzte Detail kennt, zum Beispiel das Elternhaus. In diesem Ort erarbeitet man sich einen festen visuellen Rundgang mit möglichst vielen Bereichen und Details. Im Falle des Elternhauses also zum Beispiel mit Keller, Zimmern und Dachboden. Je mehr Ecken und Nischen, desto besser.
  2. Diesen visualisierten Ort nutzen die Agenten nun, um dort Elemente, an die sie sich dauerhaft erinnern wollen, zu platzieren. Sie füllen den bekannten Ort also über Assoziationen mit neuen, unbekannten Objekten. Dazu müssen sie das zu erinnernde Element visualisieren. Idealerweise gelingt es, das Element als Bild darzustellen, das sich das Gehirn besser merkt als Worte. Bei Namen könnte man sich zum Beispiel den Namen Schmidt mit dem Bild einer Schmiede merken.
  3. Diese Elemente werden dann am visualisierten Ort (Elternhaus o.ä.) auf dem festen Rundgang verteilt. Man kann sie auf Regale stellen, an die Wand hängen usw. Indem man das zu merkende Element in einem Bereich auf dem Rundgang platziert, fixiert man das unbekannte Element mit etwas Bekanntem und bettet es so ins Gedächtnis ein.
  4. Bei der Platzierung der Erinnerungselemente ist es der Erinnerung hilfreich, wenn die Objekte möglichst auffällig oder sogar albern platziert werden. Physische Objekte sind am einfachsten zu merken, da sich das Objekt buchstäblich visualisieren lässt. Zahlen dagegen sind schwieriger, da sie visuell an Wände oder ähnliches gezeichnet werden müssen. Nummern könnte man zum Beispiel mit Zahnpasta auf den Toilettendeckel schreiben. Eine andere Möglichkeit ist es, ein Zahlensystem zu entwerfen, bei dem den Zahlen von Null bis Neun ein Symbol zugeordnet wird, also zum Beispiel: 0 = Ei, 1 = Baum etc.
  5. Nachdem die neuen Objekte platziert wurden, beginnt man den Rundgang wieder von vorne und läuft alle neu platzierten Objekte ab. Nach kurzer Zeit sind die neuen Inhalte auf Dauer im Gedächtnis verankert.
Mit der richtigen Technik wird das Gehirn zum Hochleistungs-Informationsspeicher [Symbolbild]

Supergedächtnis im Alltag

Am Anfang erscheint das assoziative Merken etwas kompliziert und umständlich, da man die Assoziationen regelmäßig wiederholen muss. Mit etwas Übung allerdings fällt das Lernen so deutlich leichter. Vor allem das Erschaffen neuer merkfähiger Assoziationen gestaltet sich im Laufe der Zeit immer schneller. Angeblich ist es möglich, sich mit dieser Methode bis zu 100 Objekte zu merken.

Diese Merktechnik der Spione ist auch für den normalen Alltag interessant. Mit einem großen Informationsschatz im Gedächtnis lässt sich bei Meetings der Chef beeindrucken und es erleichtert auch das Vortragen von Präsentationen.

Selbst abseits des Berufs ist ein Supergedächtnis wertvoll. Nie wieder vergisst man beim Shoppen die wichtigen Zutaten, weil man den Einkaufszettel zu Hause liegen gelassen hat. Und die Handynummer von Familie und Freunden hat man dann auch im Kopf und nicht nur im Smartphone gespeichert, dessen Akku leider gerade leer ist.

Also, viel Spaß beim Training – dranbleiben lohnt sich!

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 30.08.2023