Rückblick: Das Treffen der Spione. Eine Filmpremiere

Was treibt drei Männer zur Spionage gegen die DDR? Das ist die Kernfrage, die der Dokumentarfilm „Das Treffen der Spione“ von Anke Ertner beantworten will.

Drei Männer, drei Spione, drei Schicksale. Raimund, Norbert und Eberhard, ein Koch, ein Forstarbeiter und ein Kfz-Mechaniker. Sie verbindet eigentlich nichts, außer, dass sie alle in drei unterschiedlichen Jahrzehnten für westliche Geheimdienste gegen die DDR spionierten.

Spione aus drei Generationen vereint

Raimund war der erste, spionierte in den 1950er-Jahren für den BND-Vorläufer „Organisation Gehlen“ (Org) sowjetische Militäranlagen in der DDR aus; Eberhard ließ sich 1975 von einem Freund für den US-Geheimdienst anwerben und sendet geheime Botschaften in den Westen; Norbert suchte Anfang der 1980er-Jahre selbst den Kontakt zum BND im Westen und lieferte fortan Informationen über die Staatsempfänge der DDR.

In dem Film begegnen sie sich das erste Mal. Dieses Treffen bezeichnete selbst der BND-Chefhistoriker Bodo Hechelhammer, der in dem Film einen Gastauftritt hat, als einzigartig.

Ihre Geschichte fing die Filmproduzentin Anke Ertner (ErtnerArts) in „Das Treffen der Spione“ ein. Ertner recherchierte bereits für John le Carrés Roman »Das Vermächtnis der Spione« im Stasi-Archiv und legte mit „Generation 89“ einen preisgekrönten Dokumentarfilm vor.

Ihre Spezialität ist die gefühlvolle Annährung an die persönliche Seite der „großen Geschichten“. Am 27. Januar 2020 feierten Ertner und die drei Spione die Premiere des Films im Deutschen Spionagemuseum. Restlos gefüllt war der Kinosaal als die Protagnisten nach dem Film zur Diskussion auf die Bühne stiegen.

Motive der Spione

Die drei Spione für diesen Film zu gewinnen, sie vor der Kamera von einer ganz persönlichen Seite zu zeigen und zum Sprechen zu bringen, dies war eine große Leistung. Freimütig berichteten die drei Ex-Agenten auch bei der Podiumsdiskussion von ihren Vorbehalten und Überlegungen. Doch das Konzept überzeugte und die drei Spione zeigen sich im Film hautnah.

Und warum spionierten Raimund, Eberhard und Norbert nun für den Westen in der DDR? Keiner der drei taugte zum Topspion, keiner hatte eine Stellung in hohen Funktionen vorzuweisen. Eigentlich waren sie ganz normale Leute. Doch jeden von ihnen packte irgendwann eine tiefe Unzufriedenheit, ein Drang, etwas zu Veränderungen in der Welt beitragen zu müssen.

Nicht jeder würde dazu den Weg über die Geheimdienste wählen. Und so gab auch jeder der drei freimütig zu, dass es noch mehr Beweggründe gab. Die enge persönliche Bindung an den Kontaktmann beim Westgeheimdienst hier, der Hang zu Abenteuern dort.

So unterschiedlich wie die Motivation fiel auch das Resümee auf die Frage aus, ob die ehemaligen Agenten sich mit dem heutigen Wissen erneut für die Arbeit mit den Geheimdiensten entschieden hätten.

Alle sind nach wie vor der Überzeugung , aus den richtigen Beweggründen heraus gehandelt zu haben. Jedoch wirkten sich die Konsequenzen auf das private Leben so negativ aus, dass zumindest einer zweifelte, ob er diesen Weg noch einmal gehen würde. Um jeden von ihnen verstehen zu können, braucht es schon einen ganzen Film. Und der ist wirklich sehenswert!


In der nächsten Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum am 20. Februar 2020 diskutieren Experten aus der Welt des Hacking, Datenschutzes und der Wirtschaft die Möglichkeiten und Gefahren von Smart Home-Technologie.

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 06.02.2020