„Bridge of Spies“ war nicht nur ein sehr erfolgreicher Hollywood-Film von Steven Spielberg. Der Begriff steht für einen der Spionage-Hotspots in Berlin. Die Glienicker Brücke, wo heute Fußgänger seelenruhig über die Havel spazieren, war der Tatort einiger der spektakulärsten Agententauschoperationen in der Geschichte des Kalten Kriegs.
Francis Gary Powers arbeitete als Air Force-Pilot, der von der CIA engagiert wurde, um das Spionageflugzeug U2 über der Sowjetunion zu steuern. 1962 wurde er der erste westliche Agent, der auf der Glienicker Brücke zwischen Potsdam und Berlin ausgetauscht wurde. Powers Flugzeug wurde 1960 über dem Ural abgeschossen.
Nach langen Verhandlungen wurde er gegen den KGB-Spion Rudolf Iwanowitsch Abel ausgetauscht. Anders als in den 1980er-Jahren, als die Glienicker Brücke für den Agentenaustausch ausgewählt wurde, weil sich die Szenerie für eine dramatische Medieninszenierung eignete, erfuhren die Menschen 1962 erst im Nachhinein von dem Austausch.
Nach dem Fall der Berliner Mauer erregte dieser Hotspot des Kalten Krieges ein großes Interesse bei Medien, Filmmachern, Forschern und der Öffentlichkeit. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte 2014 die Dreharbeiten von Steven Spielberg und Tom Hanks vor Ort auf der Glienicker Brücke zum Blockbuster „Bridge of Spies“.
Einen echten Blockbuster gab es auch am Dienstag, 7. November 2017 im Deutschen Spionagemuseum. Francis Gary Powers Jr. gab einen sehr persönlichen Einblick in die Geschichte des Kalten Krieges. Er ist nicht nur Sohn von U2-Spionagepilot Francis Gary Powers, sondenr auch Gründer des Cold War Museum in Washington D.C.
Seit vielen Jahren hat er sich intensiv mit der Geschichte seines Vaters auseinandergesetzt. Dazu hat er nicht nur dessen Briefverkehr und Nachlass analysiert. Auch mit diversen Zeitzeugen in Ost und West tauschte er sich aus.
Neben seiner eigenen persönlichen Schilderung der Ereignisse gab Francis Gary Powers Jr. zudem Einblicke in die Dreharbeiten zu „Bridge of Spies“. Diesen durfte er nicht nur beiwohnen, sondern er sogar in einer Szene mit seinem „Vater“ zu sehen.
Nach dem Vortrag musste Francis Gary Powers Jr. noch zahlreiche Fragen des interessierten Publikums beantworten. Der intensive Austausch war der gelungene Abschluss einer Geschichtsstunde der besonderen Art.
Auf der nächsten Veranstaltung im Deutschen Spionagemuseum beschäftigen wir uns mit einem weiteren berühmten Bauwerk der Berliner Spionagegeschichte. Am 23. November 2017 werden der Stadthistoriker Dr. Andreas Jüttemann und der Zeitzeuge Christopher McLarren spannende Einblicke in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Teufelsbergs geben. Der Eintritt ist wie immer frei.
Autor: Florian Schimikowski
Veröffentlicht am: 11.11.2017