Flüstern konnte gefährlich sein, ein falsches Wort ein Leben zerstören. In der DDR war niemand vor den Augen und Ohren des Ministeriums für Staatssicherheit sicher. Die Stasi war mehr als ein Geheimdienst, sie agierte als Geheimpolizei und Unterdrückungsinstrument der DDR-Regierung.
Wappen der NSA
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wurde am 8. Februar 1950 gegründet. Genau wie im „großen Bruderstaat“, der UdSSR, war der Auftrag der Stasi, die kommunistische Herrschaft zu beschützen. Aus der Tradition der Tscheka, der Geheimpolizei der Sowjetunion unter Lenin, heraus bezeichneten sich auch Mitarbeiter der Staatssicherheit als „Tschekisten“. Wie ihr Vorbild hatte das Ministerium für Staatssicherheit die Aufgabe, jegliche Kritik gegen die kommunistische Regierung zu verhindern.
Zu diesem Zweck wurde ein Spionagenetzwerk aufgebaut, um die eigenen Bürger zu überwachen. Neben den zum Zeitpunkt des Mauerfalls rund 90.000 festangestellten Stasi-Mitarbeitern, die Aufgaben wie Telefonüberwachung, Briefüberwachung oder auch Observationen von Bürgern durchführten, kamen auch sogenannte Inoffiziellen Mitarbeiter („IM“) zum Einsatz. Diese sammelten für die Staatssicherheit verdeckt Informationen und überwachten die Bürger auf der Arbeit, in der Nachbarschaft oder sogar in den Freundeskreisen und Familien.
Bei ihrer Gründung war Wilhelm Zaisser Leiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Nach dem Volksaufstand am 17. Juni 1953, der zu einem Vertrauensverlust der SED gegen ihren Geheimdienst führte, wurde er abgesetzt und die Stasi vorübergehend dem Innenministerium unterstellt. Ernst Wollweber übernahm die Leitung von 1953 bis 1957, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen abtreten.
Erich Mielke wurde sein Nachfolger und blieb bis zum Ende der DDR im Amt. Das Hauptquartier der Staatssicherheit war ein hermetisch abgeriegelter Häuserblock in Berlin-Lichtenberg. Die Räume des Haupthauses, dem Sitz des Ministers für Staatssicherheit, nutzt heute das Stasi-Museum. Das Büro von Erich Mielke ist dort im Originalzustand erhalten.
Nach dem Mauerbau 1961 baute das MfS sein Netzwerk von IMs massiv aus. Mitte der 1970er-Jahre wurde mit rund 200.000 aktiven IMs der Höhepunkt erreicht. Die vorrangig mit Überwachungsaufgaben betrauten Stasi-Abteilungen waren die Hauptabteilung (HA) II, unter anderem zuständig für die Spionageabwehr und die Aufdeckung politischer Untergrundtätigkeit, sowie die HA XX, welche die Bereiche das Kulturleben und Kirchen überwachte und den oppositionellen „politischen Untergrundtätigkeit” bekämpfte. Unterstützt wurden sie von der HA III, die technische Überwachung wie Wanzen und Abhörmaßnahmen ausführte.
Das Ministerium für Staatssicherheit unterhielt auch Gefängnisse, in denen es Menschen zum Teil ohne richterliche Anordnung und Prozess festhielt, die es als Bedrohung für das SED-Regime betrachtete. In diesen Gefängnissen wurden Kritiker verhört und gefoltert. Das berühmteste davon ist das Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen, in dem sich heute eine Gedenkstätte befindet.
Auch die Verhinderung von Republikflucht gehörte zu den Aufgaben der Geheimpolizei. Die Hauptabteilung VI z. B. war für Grenzkontrollen sowie die Überwachung des Reise- und Touristenverkehrs zuständig. In dieser Funktion kontrollierte sie Fahrzeuge, die zwischen West-Berlin und der BRD fuhren. Mit verschiedenen Methoden wie Wärmebildkameras oder auch das Röntgen von Autos wurden viele Fluchtversuche verhindert.
Zu den spektakulärsten Fällen von gescheiterten Fluchtversuchen gehört der Fluchttunnel von Dieter Hötger. Dieser wollte 1962 zusammen mit einem Freund einen Tunnel von Ost- nach West-Berlin graben. Ein IM, der Hötger nahe stand, meldete den Fluchtversuch dem MfS. Am Tag der geplanten Flucht wurde Hötger von der Stasi angeschossen und verhaftet, sein Freund erschossen.
Erich Mielke (re.) und DDR-Staatschef Erich Honecker, 1980 (Quelle: Bundesarchiv, Bild Y 10-0097-91 / CC-BY-SA 3.0)
HV A-Agent Guillaume (re.) und Bundeskanzler Willy Brandt, 1972 (Quelle: Pelz, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Verantwortlich für die Auslandsspionage der DDR war die Hauptverwaltung A (HV A) der Staatssicherheit. Zu ihren Aufgaben gehörten Wirtschafts-, Politik- und Militärspionage gegen westliche Institutionen wie die NATO und generell gegen westeuropäische Länder und die USA. Dabei stand besonders die benachbarte BRD im Fokus.
Langjähriger Leiter der HV A war Markus Wolf von 1952 bis 1986. Wolf hatte im Westen den Spitznamen „Mann ohne Gesicht“ bekommen, da seine Position zwar bekannt war, es aber lange kein aktuelles Foto von ihm gab. Dies änderte sich erst 1979, als der HV A-Agent Werner Stiller zum BND überlief und Wolf auf einem Foto identifizierte.
Der in der Öffentlichkeit bekannteste Agent der HV A ist Günter Guillaume. Er spionierte als dessen persönlicher Referent den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt aus. Seine Enttarnung löste einen Skandal in Westdeutschland aus, der mitverantwortlich für den Rücktritt Brandts als Kanzler war.
Auch für die Stasi kam die friedliche Revolution, der Mauerfall und die Auflösung des DDR-Staates abrupt. Gegen die gewaltigen Menschenmassen der Demonstrierenden war die Stasi ohnmächtig. Vor allem verpuffte nun eines der wichtigsten Elemente der Stasi-Macht: die Angst der Bürger vor der Geheimpolizei.
Am 15. Januar 1990 drangen Oppositionelle und Bürgerrechtler in die Stasi-Zentralen im ganzen Gebiet der DDR ein und besetzten diese. Ihr Ziel war es, die Vernichtung von Dokumenten zu verhindern, um das MfS zur Rechenschaft ziehen zu können.
Anschließend begann die organisierte Auflösung der Stasi. Die erhaltenen Geheimdienst-Dokumente des MfS werden heute vom Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv verwahrt. Dort werden sie von Historikern aufbereitet und stehen den Bürgern zur Einsicht offen.
Haus 1 der ehemaligen Stasi-Zentrale, 2010 (Quelle: Angela M. Arnold, Berlin (=44penguins), CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
Die „Stasi“ war das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Sie war der Geheimdienst der DDR und für die Spionage und Spionageabwehr im In- und Ausland verantwortlich. Außerdem agierte sie als Geheimpolizei und diente so als Machtinstrument des DDR-Regierung.
Das MfS agierte als Geheimdienst und Geheimpolizei. Als Repressionsapparat überwachte sie auch die Bürger, um die SED-Regierung vor vermeintlichen Bedrohungen von innen und außen zu schützen. Dazu gehörte aus Sicht der DDR-Regierung jegliche Opposition und öffentliche Kritik.
Die Stasi hatte im Inland mit Hilfe von bis zu 200.000 Inoffiziellen Mitarbeitern (IMs) die Bevölkerung überwacht. Die zusätzliche technische Überwachung reicht bis in die tiefste Privatsphäre und umfasste Telefonüberwachung, Observationen oder geheime Wohnungsdurchsuchungen.