Miniatur-Tonbandgeräte Nagra SN & Nagra JBR

Geheime Aufzeichnungsgeräte für den verdeckten Einsatz

Vor dem digitalen Zeitalter standen Geheimdienste regelmäßig vor dem Problem, mobile Tonaufzeichnungsgeräte zu entwickeln, die den Anforderungen des Arbeitsfelds Spionage gerecht wurden. Einerseits mussten sie klein genug sein, um sich leicht verstecken zu lassen. Andererseits sollten sie über eine lange Aufzeichnungsdauer und Laufzeit verfügen. Zwei speziell zu diesem Zweck entwickelte Tonbandgeräte sind Teil der Ausstellung im Deutschen Spionagemuseum: das Nagra SN und das Nagra JBR.

Die Schwarze Serie unter den Tonbandgeräten

Entwickelt und gebaut wurde das Nagra SN durch das Schweizer Unternehmen Nagra-Kudelski. Das Unternehmen ist bekannt für seine innovativen Entwicklungen von High-End-Audiogeräten. Diese kamen im Kalten Krieg sowohl in der professionellen Audio- und Filmindustrie als auch bei westlichen wie östlichen bei Geheimdiensten zum Einsatz.

Das Ende der 1969er-Jahre entwickelte und 1970 vorgestellte Präzisions-Miniatur-Tonbandgerät Nagra SN gilt bis heute als eines der technisch gereiftesten Geräte seiner Zeit. Kenner begeistert neben der ausgezeichneten Audio-Qualität auch die ästhetische Eleganz Geräts.

Die Entwicklung des Nagra SN startete in den frühen 1960er-Jahren mit einem Geheimauftrag. Aufraggeber war US-Präsident John F. Kennedy, der Spezialausrüstung für verdeckte Tonaufnahmen für seine Geheimdienste brauchte. Hier rührt auch der Name SN her, der für Série Noir, also schwarze Serie steht. Traditionell gilt schwarz als die Farbe des Geheimen (Schwarze Liste, Schwarze Kammern etc.).

Schweizer Präzisionstechnik im Miniformat

Mit den Maßen von 14,5 x 10 x 2,5 cm (B x T x H) ließ sich das Nagra SN leicht am Körper verstecken. Dabei kamen speziell entwickelte schmale Tonbänder mit einer Breite von nur 3,8 mm zum Einsatz. Die präzise aus einer hochwertigen Metalllegierung gearbeiteten Komponenten des Tonbandgerätes genügten höchsten Qualitätsansprüchen. Dies garantierte den Nutzern sowohl eine hohe Stabilität als auch die enorme mechanische Zuverlässigkeit.

Aufgrund der kleinen Maße war es nicht möglich, ein Mikrofon im Gerät zu verbauen. Dieses musste vor der Aufnahme extern angeschossen werden. Ebenfalls aus Platzgründen gab es keine automatische Rückspulfunktion. Das Rückspulen erfolgte daher händisch mit einer Kurbel, die sich zwischen den Tonbändern befand. Die Stromversorgung übernahmen zwei 1,5 V AA-Batterien.

Der Junior übernimmt: SN-Nachfolger Nagra JBR

1984 wurde die Nagra SN-Reihe durch das Nagra JBR (Junior Body Recorder) abgelöst. Es wurde ursprünglich speziell für das FBI und andere US-Geheimdienste entwickelt. Viele Jahre lang blieb das Tonbandgerät Geheimsache und war nicht auf dem öffentlichen Markt verfügbar. Die Spezialtechnik hatte den stattlichen Preis von 4.000 US-Dollar.

Für den verdeckten Einsatz wies das JBR einige Verbesserungen gegenüber der SN-Reihe auf. Es war mit Maßen von 11 x 6,5 x 2 cm (B x T x H) nur halb so groß wie sein Vorgänger und ließ sich damit noch leichter verstecken. Insgesamt wog es gerade mal 200 g.

Außerdem konnte es nicht durch die speziellen Rekorder-Detektoren aufgespürt werden, die immer wieder zu einer Enttarnung des SN geführt hatten. Zu diesem Zweck verzichtete man auf einen Löschkopf, dessen Stromfrequenz das Gerät verriet. Zusätzlich wurde für den Betrieb des JBR die unübliche Vorspannungsfrequenz von 32 kHz verwendet, nach der die Detektoren selten suchten. Ein isolierendes Aluminium-Gehäuse schirmte das Gerät zusätzlich ab.

Die Stromversorgung des JBR übernahmen drei 1,5 V N-Batterien. Wie beim Nagra SN mussten die bis zu zwei hochempfindlichen Miniaturmikrofone extern angeschlossen werden. Die Mikrofone waren darauf ausgerichtet, auch Gespräche auch über größere Distanzen in hoher Qualität aufnehmen zu können und sich dabei leicht zum Beispiel in der Kleidung des Agenten verstecken zu lassen.

Aufgezeichnet wurden die Tonaufnahmen auf einem speziell für das JBR entwickelten Bandkassettenformat. Die Aufnahmedauer lag bei maximal zwei Stunden.

Externe Unterstützung: Abspielgerät Nagra PS-1

Um die Abmessungen des JBL möglichst klein zu halten, handelte es sich um ein reines Aufnahmegerät. Zum Abspielen der Tonbänder kam ein spezielles Abspielgerät zu Einsatz, welches sich ebenfalls in der Ausstellung des Deutschen Spionagemuseums befindet: Das Nagra PS-1 (playback system).

Das PS-1 war nicht nur in der Lage, das Kassettenformat des JBL wiederzugeben, sondern glich mit dem eingebauten Time Base Corrector (TBC) dabei auch Geschwindigkeitsschwankungen aus, die bei der Aufnahme des JBL regelmäßig auftraten. Das ebenfalls lange geheim gehaltene Gerät kostet stolze 25.000 US-Dollar.