Abhörsichere Konferenzanlage

Rauschangriff aus dem Aktenkoffer

Ebenso wichtig wie das Sammeln von Informationen ist es für Geheimdienste, die eigenen Quellen und Personen vor der Spionage durch andere Dienste zu schützen. Nur selten allerdings steht für ein geheimes Gespräch eine abhörsichere Spezialkabine zur Verfügung, welche die Gefahr des Mithörens durch elektronische Abhöreinrichtungen eliminiert.

Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) setzte daher in den 1980er-Jahren eine portable Konferenzanlage ein, die sich rasch aufbauen ließ und ein Abhören der sensiblen Gesprächsinhalte verhinderte.

 

Transportables Anti-Abhörsystem

Als Abhörschutz nutzt  die Konferenzanlage einen Rauschgenerator. Das Prinzip ist aus unzähligen Spionagefilmen bekannt: Zwei Agenten unterhalten sich bei laufendem Wasserhahn oder ähnlichen Geräuschquellen und hoffen, dass der so entstehende Störschall die Aufnahmen von mithörenden Wanzen unbrauchbar macht. Die meisten Experten halten diese einfachen Maßnahmen allerdings bei einem gezielten Lauschangriff für wenig erfolgsversprechend.

Mit einem elektronischen Rauschgenerator dagegen lässt sich ein Raum effizient verrauschen. Dadurch wird das Gespräch akustisch überlagert und das Rauschen ist aus der Aufnahme nicht mehr herauszufiltern – der Gesprächsinhalt bleibt unverständlich.

Die Konferenzanlage bestand aus mehreren Modulen. Das hatte den Vorteil, dass man sie gut verstauen und unauffällig in einem normalen Aktenkoffer transportieren konnte. Außerdem ließ sie sich je nach Einsatzzweck und Art des Gespräches anpassen und erweitern. Der sogenannte Koffer 1 des Systems aus der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums beinhaltete die Kernelemente und war für zwei Gesprächspartner ausgelegt. In einem Koffer 2 befanden sich lediglich Anschlusselemente, um die die Konferenzanlage um bis zu vier Personen zu ergänzen.

Aufbau der abhörsicheren Konferenzanlage

Das Hauptelement stellt der Zentralbaustein (ZB) dar, an den alle weiteren Elemente angeschlossen wurden. Dies sind einmal die Hör-Sprech-Garnituren (HSG), also Kopfhörer mit Mikrofon, über welche sich die Gesprächspartner austauschten. Jedes Mikrofon verfügte über eine Bedieneinheit mit Mikrofontaste und Lautstärkeregler. Nur wenn die Mikrofontaste gedrückt wurde, war das Mikrofon angeschaltet.

Zudem wurde mit dem ZB auch ein Störschallgerät (SSG) verbunden, das den Raum durch zwei Lautsprecher verrauschte. Je ein Lautsprecher sollte sich dabei in der Nähe eines Gesprächsteilnehmers befinden, die Schallrichtung war dabei nach außen gerichtet. Sobald das SSG eingeschaltet war, hörte man ein konstantes Rauschen, dass sich verstärkte, sobald ein Teilnehmer ein Mikrofon aktivierte und besprach. Alternativ ließ sich auch ein konstantes Grundrauschen erzeugen, wenn das SSG ohne Verbindung zum ZB genutzt wurde.

Rauschgeneratoren kommen auch in der Gegenwart als Schutz gegen Abhörmaßnahmen zum Einsatz. Oft arbeiten sie allerdings vielseitiger als die Konferenzanlage aus dem Kalten Krieg, zum Beispiel indem sie ein sogenanntes Weisses Rauschen (engl. White Noise) ein zufälliges Audiosignal generieren, dass bei jeder Nutzung anders ausfallen kann. Außerdem kommen oft Ultraschall-Störsender zum Einsatz, welche die Gesprächspartner weniger stören, da sie für menschliche Ohren nicht wahrnehmbar sind.

Projekt Alias – Lauschabwehr im Zeitalter von Big Data

Heutzutage sind lauschende Mikrofone allgegenwärtig. Sprachassistenten in Smart Speakern wie dem Amazon Echo Dot oder Google Home lauschen nicht nur, wenn der Nutzer per Aktivierungswort einen Befehl zur Online-Recherche gibt – die Mikrofone sind ständig aktiv. Offiziell werden die dabei erfassten Gespräche nicht verwertet, doch es häufen sich die Berichte, dass auch Informationen aus Gesprächsinhalten ohne Aktivierungswort von den Unternehmen genutzt werden, um Informationen über ihre Kunden zu sammeln.

In der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums befindet sich ein modernes Gerät, dessen Prinzip dem der abhörsicheren Konferenzanlage sehr ähnelt und mit dem sich die praktischen Sprachassistenten nutzen lassen, ohne dabei auf den Datenschutz verzichten zu müssen: Alias.

2018 entwickelten die dänischen Techniker Bjørn Karmann und Tore Knudsen im Rahmen des Projekts Alias einen Aufsatz für Smart Speaker. Ziel war es laut den Erfindern, dass die Nutzer die Kontrolle über die eigene Privatsphäre zurückerhalten. Der Aufsatz mit dem Namen Alias wird auf den Speaker gesetzt. Anschließend bespielt er das Mikrofon des Speakers mit einem für menschliche Ohren nicht wahrnehmbaren Störgeräusch. Obwohl das Mikrofon aktiviert ist, lassen sich keine Gespräche abhören.

Der Nutzer kann für den Aufsatz ein frei wählbares Aktivierungswort vergeben. Durch diesen wird Alias das Störgeräusch abgeschaltet und der Speaker für die Online-Abfrage nutzbar. Der Aufsatz läuft komplett offline und ist nicht mit dem Internet verbunden ist. Es gibt also keine Möglichkeit von außen, das individuelle Alias-Aktivierungswort zu erfahren. Das Projekt verfolgt keine monetären Interessen, die Anleitung zum Selberbauen des Alias-Aufsatzes ist frei im Internet verfügbar.