10 Pfund-Banknote „Operation Bernhard“

Die größte Geldfälscheraktion der Geschichte

Zu den vielfältigen Aufgaben von Geheimdiensten gehört es unter anderem, in Kriegszeiten durch verschiedenste Methoden den Gegner zu schwächen. Neben Sabotageeinsätzen kamen dabei auch diffizilere Mittel zum Einsatz.

Im Zweiten Weltkrieg führte der Sicherheitsdienst (SD) eine gewaltige Geldfälschaktion durch: Das Ziel der „Operation Bernhard“ war es, eine große Menge an britischem Falschgeld in Umlauf zu bringen und dadurch den Wert des britischen Pfund zu mindern.

Die daraus resultierende Schwächung der Wirtschaft hätte unter anderem einen Rückgang der britischen Kriegsproduktionen zur Folge gehabt. Eine der 10-Pfund-Noten aus dieser Operation ist in der Dauerausstellung im Deutschen Spionagemuseum zu sehen.

Aufwendiger Herstellungsprozess von realistischen Blüten

Bereits kurz nach Kriegsausbruch wurde eine Geldfälscherwerkstatt in den Räumlichkeiten des Reichsicherheitshauptamtes (RSHA) eingerichtet. Hitler, der die Operation persönlich abzeichnete, empfahl, sich als erstes auf Pfundnoten der „Bank of England“ zu konzentrieren. Der Name der „Operation Bernhard“ lässt sich auf deren Leiter, SS-Sturmbannführer Bernhard Krüger, zurückführen. Der ausgebildete Textilingenieur Krüger wurde vor allem wegen seiner Kenntnis bezüglich Papier, Farben und Druckwerkzeugen ausgewählt.

Doch es dauerte bis 1941, ehe die ersten Noten gedruckt werden konnten. Ein besonderes Problem bestand darin, die exakte Rezeptur des Papiers zu rekonstruieren, sowie originalgetreue Wasserzeichen und Druckerplatten zu produzieren. Auch musste der Algorithmus der Seriennummern mit jenem des zur selben Zeit herausgegebenen Echtgeldes übereinstimmen.

Eine weitere Schwierigkeit stellte das Finden von geeignetem Fachpersonal dar. Die Aktion war streng geheim, es durften nicht einmal Gerüchte über das Falschgeld nach Großbritannien gelangen. Der kleinste Hinweis auf die deutschen Pläne hätte die Aktion noch vor ihrem Start zum Scheitern verurteilt.

Bernhard Krüger nach seiner Festnahme durch die Briten 1946

Zwangarbeiter als Geldfäscher

Aus diesem Grund griffen die Deutschen auf Zwangsarbeiter zurück. Gezielt sucht man unter jüdischen Häftlingen nach Facharbeitern der Druckertechnik, Graphikern, Graveuren sowie Papierfachleuten und brachte sie mitsamt Ausrüstung in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort dienten die Baracken 18 und 19 ab 1942 als Geldfälscherwerkstatt. Damit die anderen Häftlinge in Sachsenhausen nichts von der Aktion mitbekamen, wurden die beiden Baracken durch hohe Zäune vom restlichen Lager getrennt.

Die 144 dort tätigen Häftlinge fälschten Banknoten im Wert von 5, 10, 20 und 50 Pfund Sterling. Die Blüten waren teils von so außergewöhnlich guter Qualität, dass selbst Mitarbeiter der „Bank of England“ die Fälschungen nicht erkannten. Diese Qualität der Fälschungen nannte man „A-Klasse“.

Die jüdischen Fälscher erfuhren eine bessere Behandlung als ihre Mithäftlinge im restlichen Lager. Beispielsweise konnten sie sich im abgegrenzten Bereich frei bewegen, bekamen mehr Essen, konnten normale Kleidung tragen oder sich die Haare wachsen lassen. Allerdings brachte die hohe Geheimhaltung auch Nachteile mit sich: Erkrankte Fälscher wurden nicht wie andere Häftlinge in die Krankenbaracken verlegt, sondern erschossen, damit keine Informationen aus dem gesicherten Bereich nach draußen gelangen konnten.

Millionenschwere Operation ohne durchschlagenden Erfolg

Insgesamt wurde Geld in Höhe von etwa 132 Millionen Pfund gedruckt. Die Qualität schwankte freilich stark: von Scheinen der A-Klasse, die selbst von der Bank of England akzeptiert wurden, bis zu Scheinen der C-Klasse, die für den Abwurf über England bestimmt waren. Da bei diesen Scheinen an ein Einschleusen in dem Wirtschaftskreislauf auf dem offiziellen Weg nicht zu denken war, hoffte man, dass das von den Menschen aufgesammelte Geld in kleinen Mengen ausgegeben wurde. Allerdings bedeutete dieser Weg der Verteilung auch einen gewissen Verlust an Scheinen.

Der ursprüngliche Plan, England mit massenhaften Mengen an Falschgeld zu überschwemmen, wurde letztlich nicht umgesetzt, nur wenige Scheine kamen in Umlauf. Das lag auch daran, dass die Zwangsarbeiter die Produktion und Auslieferung heimlich verzögerten.

Um die Operation bei Kriegsende zu vertuschen, wurde das Equipment und viele tausend Noten Falschgeld im österreichischen Toplitzsee versenkt. Die „Operation Bernhard“ blieb auch viele Jahre nach Ende des Krieges weitgehend unbekannt. Im Zuge der Vernichtung der Gerätschaften sollten auch die Häftlinge ermordet werden.

Zum Glück für die Gefangenen kam es nicht so weit und sie wurden gemeinsam mit dem restlichen Lager am 06. Mai 1945 von den amerikanischen Truppen befreit. Vor allem durch die befreiten Gefangenen wurden die Alliierten auf die Operation aufmerksam. Sicherheitshalber rief die Bank of England daher alle im Umlauf befindlichen Pfund-Noten ab fünf Pfund zurück, vernichtete sie und gab schließlich neue Noten heraus.

Toplitzsee

Erst mit der teilweisen Bergung der Druckerplatten und Blüten aus dem Toplitzsee ab dem Jahr 1959 wurde die Aktion der Öffentlichkeit bekannt. Auch die Banknote in der Sammlung des Deutschen Spionagemuseums stammt aus den Tiefen des für sein undurchsichtiges „schwarzes Wassers“ bekannten Sees.