Russischer Agent statt Dax-Manager
Jahrelang war er auf der Flucht – dann spürte ein Team internationaler Journalisten den früheren Wirecard-Manager Jan Marsalek in Moskau auf und beschattete ihn über ein Jahr lang. Einige aus diesem Rechercheteam werden nun selbst beschattet und bedroht von Putins Handlangern. Und Regierungen blieben zwei Jahre lang untätig.
Von Moskau aus schmiedet Marsalek Entführungspläne, steuert Spione und reist ins ukrainische Kriegsgebiet. Sein Handy loggt sich regelmäßig in der FSB-Zentrale, dem russischen Inlandsgeheimdienst in Moskau ein. Unter einem seiner mindestens sechs Tarnnamen wie »Alexander Nelidow« hat sich der weltweit gesuchte Milliardenbetrüger schon 2020 in Moskau angesiedelt. Seitdem ist er auf der Flucht. Auch der Generalbundesanwalt ermittelt wegen des »Verdachts auf Spionage« gegen Marsalek.
Für Marsalek arbeitet ein Netzwerk aus österreichischen Ex-Nachrichtendienstlern, russischen Führungsoffizieren und brutalen Söldnern, die zu jeder Tat bereit sind. So wurden im Mai 2025 sechs Bulgaren wegen Spionage in London zu je fünf bis zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Sie handelten im Auftrag Marsaleks – und es gibt zahlreiche Spuren nach Österreich. Auch das Ausspähen einer US-Militärbasis nahe Stuttgart wurde in das Urteil aufgenommen. Dieser Prozess galt im Vereinigten Königreich als einer der größten Spionageprozesse.
TEILNEHMER
Manuel Bewarder, Investigativ-Journalist NDR/WDR
Jörg Diehl, Investigativ-Journalist NDR/WDR/SZ
Anna Thalhammer, Chefredakteurin »Profil« (Österreich)
MODERATION
Prof. Dr. Helmut Müller-Enbergs, Politologe