„Zeitreise“: Das MDR über die BND-Spionage gegen die DDR

Spionage ist eher ein seltener Gast im deutschen Fernsehen. Das liegt auch daran, dass die deutschen Nachrichtendienste, allen voran der Auslandsnachrichtendienst BND (Bundesnachrichtendienst), selten öffentlich über ihre Arbeit reden. Umso interessanter ist daher ein Beitrag des Mitteldeutschen Rundfunks MDR über den BND, der am 11. August 2019 ausgestrahlt wurde. Das Format „MDR Zeitreise“ widmete 30 Minuten dem Thema „Der geheime Kalte Krieg – wie der BND die DDR ausspionierte“ und wurde zu Teilen im Deutschen Spionagemuseum gedreht. Immer noch abrufbar ist der Titel in der MDR-Mediathek.

3-teilige Doku zu Agenten im Kalten Krieg

In Teil 1 der „Zeitreise“ geht es um die Familie Brauns aus Berlin. Eine ganze Familie der Agenten und Spione ist hier zu treffen. Die Großeltern Erich und Magarethe Brauns wurden in den 1950er-Jahren von ihrem Schwager Alfred Brauns für den BND angeworben, um gegen die DDR zu spionieren. Für SPIEGEL Online erzählt unser wissenschaftlicher Leiter Dr. Christopher Nehring die ganze Geschichte.

Ihr Enkel, Dirk Brauns, veröffentlichte 2019 seinen neuesten Roman „Die Unscheinbaren“, in der er das Familiendrama der Brauns verarbeitet. Vorgestellt wurde der Roman im Februar 2019 – natürlich im Deutschen Spionagemuseum.

In Teil 2 der Dokumentation treffen wir auf den vielleicht größten Verräter des BND: Heinz Felfe. Ihm widmet der BND-Chef-Historiker Dr. Bodo V. Hechelhammer eine Biografie, in dem erstmals die Unterlagen des BND-Archivs ausgewertet wurden („Spion ohne Grenzen“). Präsentiert wird die Biografie am 5. September 2019 im Deutschen Spionagemuseum. Mit dabei neben dem Autor Hechelhammer: Hans-Henning Crome, der in den 1960er-Jahren den Fall Felfe im BND bearbeitete.

Teil 3 der Dokumentation geht der BND-Spionage gegen das SED-Politbüro der DDR nach, insbesondere gegen dessen Vorsitzenden Erich Honecker. Mal besser, mal schlechter sei der BND dabei gewesen. Über die besondere Situation des BND gibt der letzte Präsident des BND im Kalten Krieg, Dr. Hans-Georg Wieck, beredet Auskunft.

Im vierten und letzten Teil der „Zeitreise“ geht es um den letzten Ministerpräsidenten der DDR vor der Wiedervereinigung, Hans Modrow. Vor Gericht erstritt sich Modrow Zugang zu Informationen, die deutsche Nachrichtendienste zu ihm beschafften, während seiner Zeit in der DDR und danach.

Insgesamt eine rundum gelungene Dokumentation, die zumindest etwas an den Schleiern über der BND-Geschichte rüttelt. Sehenswert!


Bilder:
WDR-Dokumentation “Der geheime Kalte Krieg – wie der BND die DDR ausspionierte”

Autor: Florian Schimikowski

Veröffentlicht am: 12.08.2019